"Man muss kreativ sein, man muss es wollen und ein bisschen steckt es auch in einem drin", sagt Vikto-ria Wilkens über ihren Beruf. Die Magdeburgerin ist Handschuhmacherin in Familientradition, hat das alte Handwerk nach und nach von ihrem Großvater gelernt und der wiederum von seinem Vater. Eine Ausbildungsstätte gibt es dafür nicht mehr, die meisten Handschuhe werden heutzutage industriell her-gestellt.

Nach einer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation und einem angefangenen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens entschied sich Viktoria Wilkens im Laufe der Zeit doch um. Im Jahr 2013, als ihr Opa seinen 80. und sie ihren 30. Geburtstag feierte, trat die junge Frau schließlich in seine Fuß-stapfen und übernahm den Betrieb. In der Manufaktur "Handschuh Schmidt Magdeburg" werden modi-sche sowie orthopädische Lederhandschuhe nach Maß gefertigt.

"Bereut habe ich diesen Schritt gar nicht", sagt die Magdeburgerin. Als schwierig empfinde sie die Selbstständigkeit auch nicht. "Man muss aber mit der Zeit gehen, immer wieder neue Messen besuchen und vielen Kunden das Handwerk noch einmal nahelegen", erklärt sie. Auf den Ausstellungen – haupt-sächlich auf Handwerksmessen – sei sie präsent, um zu zeigen, dass es dieses alte Gewerbe noch immer gibt. "In Magdeburg kennt man uns inzwischen schon. Deshalb fahren wir jetzt auch mehrere andere Messen ab, zum Beispiel in Kassel, Ulm, nach Nürnberg wollen wir dieses Jahr noch und in Berlin waren wir im vergangenen Jahr", erklärt die Elbstädterin. Die Resonanz auf ihre Produkte sei positiv. "Die, denen man das erklärt, sind begeistert und freuen sich. Entweder nehmen sie dann eine Karte mit oder bestellen gleich vor Ort."

Ihren besonderen Beruf sehe Viktoria Wilkens als eine Verknüpfung von Handwerk und kreativer Kunst. In Magdeburg arbeitet sie in dieser Branche außer Konkurrenz. "Ich kenne persönlich nur zwei Handschuhmacher und die kommen beide aus dem Erzgebirge", berichtet sie. In der Hauptsaison von Ende September bis Ende März falle die meiste Arbeit an. "Von Oktober bis Februar herrscht komplett Stress. Aber daher kommen dann auch die Umsätze, die ich brauche, um den Sommer auszugleichen", erklärt sie. Langsam jedoch steige die Nachfrage auch in den warmen Monaten – beispielsweise für  Autofahrerhandschuhe. Seit zwei Jahren gehörten deshalb auch Oldtimer-Ausstellungen mit zum Mes-sefahrplan der Magdeburgerin.

Handschuhe

Kunden habe Viktoria Wilkens in ganz Deutschland, aber auch in der Schweiz und in England. "Auf un-serer Webseite ist erklärt, wie man Maß nimmt, aber es es gibt auch Leute, die beispielsweise aus Bo-chum oder Düsseldorf extra anreisen und ihren Besuch mit einem schönen Wochenende in Magdeburg verbinden", berichtet sie. Auch wenn sie in einer größeren Stadt vielleicht noch mehr Kunden finden würde – die Unternehmerin wohne gern in ihrer Heimatstadt. "Es ist grün, man kann viel machen", sagt sie. Ihre Freizeit verbringe sie im Sommer gern mit Fahrradfahren oder beim Stand-Up-Paddling auf dem Wasser.

Handschuh

Wie es mit dem Familienbetrieb einmal weitergehen soll, wenn sie selbst ins Rentenalter kommt, dar-über mache sich die junge Frau heute noch keine Gedanken. "Das ist noch so lange hin", sagt sie. "Ich habe gesagt, ich gebe mir erst einmal fünf Jahre, um zu sehen, wie es funktioniert und um mir dann nach und nach Gedanken zu machen, wie man was noch aufbauen und ausweiten kann und wie es ir-gendwann mal weitergeht."

Bild: Stadtmarketing

Viktoria Wilkens


Handschuhschmidt Magdeburg