Sandra OheimDie Regierungsstraße erfasst seit drei Jahren eine Welle. Im Sommer 2013 enthüllen Bauleute die Fassade eines architektonischen Hinguckers. Der starre Klotz, von Ortskundigen als „Bauarbeiterhotel“ bezeichnet, hat Rundungen bekommen. Die geschwungene Fassade ist zur Fertigstellung in Magdeburg Gesprächsthema. Das Haus mit den auffälligen Bögen wird nur noch „Wobau-Welle“ genannt. Die Architektin Sandra Oheim erhält mit ihrem Büro „arc architekturconzept“ 2009 bei der Ausschreibung der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) den Auftrag, dem siebenstöckigen Plattenbau über dem Hochufer der Elbe ein neues Gesicht zu verpassen. Das Haus ist seit fast einem halben Jahrhundert eine begehrte Wohnadresse: Innenstadtlage mit Elbblick, dennoch hochwassersicher. Doch das längste Wohngebäude der Stadt ist damals nicht gerade ein Aushängeschild. Bei Sandra Oheim sprudeln während einer  Dachbesichtigung die Ideen. „Ich hatte mich gedanklich schon Jahre mit dem Projekt beschäftigt, es hat mich gereizt, dort etwas zu tun“, erinnert sie sich. Sie blickt von oben auf die Elbe und im kreativen Architektenteam Ihres Architekturbüros  arc ist sofort klar, dass man das Thema Wasser in den Entwurfsgedanken einbeziehen muss. Die Herausforderung bei der Fassadensanierung besteht vor allem darin, dass das Haus voll vermietet ist. Geschwungene Formen und gebogene Linien entstehen, Balkon-Elemente, die sich überlagern, vor- und zurückspringen oder spiegelnde Flächen bilden – eben Anleihen an das „liquide Element“. Das beeindruckt nicht nur die Magdeburger, sondern lässt auch Touristen immer wieder staunen. „Ich fahre fast täglich mit dem Fahrrad an der Welle vorbei und höre oft, wie Besucher sich einfach darüber freuen“, so die Architektin. Ins Schwärmen geraten auch Medien aus aller Welt und eine internationale Jury, die dem Bauprojekt einen Sonderpreis des renommierten Architekturpreises AIT Award verleiht. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht an vielen Stellen die Handschrift der „arc-Architekten“.  Sie haben innerstädtische Sanierungen unterstützt und sind Pioniere bei der Bebauung des städtischen Elbufers . „Ich kenne Magdeburg seit 19 Jahren“, sagt die gebürtige Thüringerin, „und finde, dass sich allein bei der Baukultur unglaublich viel getan hat“. Vor allem der Fluss hat es ihr angetan. „Inzwischen ist an der Elbe auch durch die Impulse der Internationalen Bauausstellung 2010 viel passiert. Wir entdecken den Strom wieder.“ Sandra Oheim möchte gern noch mehr ihrer Ideen in Magdeburg umsetzen: „Ich möchte Häuser bauen, an die sich der Betrachter immer wieder erinnert und sagt: Das habe ich in Magdeburg gesehen.“

Fotos: arc arcitekturconzept/ Stadtmarketing Magdeburg

Regierungsstraße 37