Rolf OnnenMagdeburg hat eine lange Tradition als Industriestandort, galt als grau, düster und unfreundlich.  Das war 1991, als der Architekt Rolf Onnen die Stadt das erste Mal besuchte, noch deutlich sichtbar. Vor allem am alten, verfallenen Getreidespeicher an der Elbe. „Schon als ich das Gebäude erstmals gesehen habe, war klar, dass dieses Areal im Stadtteil Buckau zu gestalten war. Da traut sich wohl keiner ran“, ging es ihm damals durch den Kopf. Onnen traute sich. Als er im Jahr 1993 dann die Sanierung des Speichers anging, hielt das Objekt allerdings die eine oder andere Überraschung bereit: „Wir haben nicht gewusst, wie ein Speicher konstruktiv aufgebaut war. Er bestand aus 25 Silos, knapp 30 Meter hoch. Die Wände der Trichter, aus denen einst das Getreide strömte, waren mit 8 cm so dünn, dass sie keine Decken tragen konnten.“ Doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Stützpfeiler wurden in den Ecken eingezogen, Fenster und Türen in Tonnen von Beton geschnitten. Die spezifischen Merkmale des Speichers und die besondere Atmosphäre blieben erhalten. Ein Unterfangen, das wesentlich mehr Aufwand bedurfte, als kalkuliert. „Aber das war nebensächlich. Der Speicher war ein großer Reiz, er stand für das alte Magdeburg und konnte eine Initialzündung für eine neue Stadt sein“, betont der Architekt. Gelohnt hat es sich allemal. Heute lädt der 1997 fertiggestellte Speicher sowie die entstandene grüne Oase an der Elbe zum Wohnen und Verweilen ein. An kaum einem anderen Ort der Stadt wird der Wandel zu einer modernen und grünen Stadt so augenscheinlich wie hier. „Die Sanierung des Speichers und die umliegende Bebauung und Begrünung hat entscheidend dazu beigetragen, dass der Stadtteil Buckau, der früher immer unter seiner Funktion als Arbeiterquartier gelitten hat, heute wunderschön ist.“ Wie sich Buckau entwickelt hat, ist sinnbildlich für die gesamte Stadt zu sehen – da ist sich Onnen sicher. Magdeburg ist in den letzten Jahren viel näher an die Elbe gerückt, die Magdeburger zieht es zum Fluss. „Es ist immer wieder erstaunlich, welchen Anteil die Bevölkerung an solchen Projekten nimmt, wie groß die Unterstützung ist“, erzählt er begeistert. Doch nicht nur die Entdeckung der Elbe ist eine tolle Entwicklung in Magdeburg gewesen. Auch architektonisch traut sich die Stadt viel mehr als früher, findet er. „Diese städtebaulichen Verrücktheiten und das Ungewöhnliche, wie beispielsweise ein Hundertwasserhaus, tragen dazu bei, dass die Stadt bunter und vielfältiger wird“, sagt Onnen. Symbole wie der neu gestaltete frühere Getreidespeicher und das ehemalige Braunkohlelager an der Elbe stehen für den Umbruch und die Modernisierung Magdeburgs. Für den Aufbruch in eine dynamische und lebenswerte Stadt.

Fotos: Werner Klapper / Stadtmarketing Magdeburg

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