Rigo KempiakIn der Klosterwuhne 42 ticken die Uhren anders. Betrachtet man das Backsteingebäude, fühlt man sich schnell in „die gute alte Zeit“ versetzt. Ein Haus mit Vergangenheit. Der Industriecharakter, der Magdeburg lange ausgemacht hast, ist hier deutlich sichtbar. Vom Inneren des Gebäudes ist so mancher überrascht. Hier werden moderne Designermöbel präsentiert. „Harmonie trotz Gegensatz lautet die Devise und macht den besonderen Charme aus“, erzählt Rigo Kempiak, Geschäftsführer der Creativ Büro & Wohnen GmbH. Dabei hat der Komplex eine lange Tradition, wurde 1847 erbaut. Bis  vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier eine Spinnerei. In den 1950er Jahren produzierte man in dem zum Teil schwer beschädigten Haus das Eis für ein Café auf dem Breiten Weg. „Dass der Krieg dem Gebäude zugesetzt hatte, hat man bis in die 2010er Jahre gesehen. Teilweise waren noch Bombensplitter erkennbar“, erinnert sich Kempiak, „der damalige Eigentümer mauerte dann im Jahr 1959 die Eismaschine ein und floh in den Westen. Das Gebäude wurde als Versorgungskontor für Bürobedarf für den ehemaligen Bezirk Magdeburg genutzt.“ Mit der Wende erlebte auch die Klosterwuhne 42 einen Wandel. Das Versorgungskontor wurde in eine GmbH geändert, Kempiak mietete einen Teil des Objekts. Im unteren Teil des Gebäudes wurde der Markt eingebaut, Eingangsbereich und Heizungsanlage wurden von ihm als sogenannte Mietvorleistung modernisiert. „Als der Eigentümer 1996 dann persönliche Insolvenz anmeldete, haben wir das Haus gekauft“, sagt er. Die Klosterwuhne wurde zu neuem Leben erweckt. Thermofenster wurden eingesetzt, das Dach isoliert und erneuert, die Fassade sandgestrahlt und neu verfugt sowie die obere Etage ausgebaut. 2012 waren die Umbaumaßnahmen beendet, das Gebäude während des laufenden Betriebs nahezu vollkommen entkernt und saniert worden. „Bis dahin hatten wir noch DDR-Ambiente“, erzählt Kempiak fröhlich. Heute gleichen die Räumlichkeiten einem lichtdurchfluteten Loft. Offen, freundlich, modern im Inneren. Die Erscheinung eines Fabrikgebäudes von außen. „Wir haben uns damals bewusst für Sanierung und nicht für Neubau entschieden. Das Besondere ist, dass nicht alles so vorhersehbar ist. Die Bausubstanz spielt eine große Rolle. Eine solche Atmosphäre gibt es nur in geschichtsträchtigen Gebäuden“, schwärmt er. Er ist stolz darauf, dass sich in der Klosterwuhne Geschichte und Gegenwart so nahtlos ineinander fügen. Diese Symbiose ist für ihn auch charakteristisch für Magdeburg. „Hier hat man auf sehr kleinem Raum verschiedenste Architektur. Der Gegensatz von alt und neu macht die Stadt einmalig“, findet Kempiak, „die Entwicklung der letzten Jahre ist enorm.“ Eine lebendige Stadt, die mit der Zeit geht – und doch nichts von ihrer Geschichte verloren hat. 

Bild: Rigo Kempiak
Fotos: Stadtplanungsamt Magdeburg/ Shugk IT Solutions

Klosterwuhne 42