Oliver Hornemann, Karin GrasseAls in der Großen Klosterstraße 2001 ein Neubau wächst, beobachten viele Einwohner skeptisch, was dort entsteht. Ein modernes Mietshaus, direkt am Fürstenwall? Passt das? „Die Magdeburger selbst sind die größten Kritiker, wenn es um die Baukultur ihrer Stadt geht“, sagt Oliver Hornemann. Der kaufmännische Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke (WBG) weiß aber auch, dass die Einwohner zu glühenden Verfechtern von Architektur in der Ottostadt werden können. So geschehen beim Neubau an der Großen Klosterstraße. „Wir haben oft gehört, dass mit dem modernen Gebäude die Promenade am Fürstenwall deutlich aufgewertet worden ist“, so Oliver Hornemann. Zwölf Jahre später baut die WBG fast an gleicher Stelle, schließt die Lücke zwischen Neubau und Eichamt.  Die Genossenschaft beschreitet damit ein neues Terrain. Ins neue Wohnhaus zieht eine Gebäudeautomation mit ein.  In der Fürstenwallstraße 9 wird 2013 ein Objekt eröffnet, das beispielgebend in Sachsen-Anhalt ist – und das es in sich hat: Die 18 Wohnungen sind barrierefrei und vor allem für Senioren über 60 Jahre angelegt. Das Besondere: Energie, Heizung, Licht und Türzutritt steuern die Mieter mittels Tablet oder Smartphone und profitieren somit von einigen Vorteilen wie geringeren Heizungs- und Stromkosten. Um zukunftsweisendes Bauen geht es auch beim Stadtumbau in der Nähe des Domes. Am Breiten Weg fallen die Wohnblöcke aus sozialistischer Zeit. Entstehen sollen hier moderne Wohnhäuser. „Diese sollen aber zugleich die Geschichte der einstigen Prachtstraße würdigen und sich ins Gesamtbild einfügen“, sagt Karin Grasse, technischer Vorstand der WBG. „Wir haben derzeit die einmalige Chance, mitten in der Innenstadt die Architektur mitzugestalten. Und wir wissen, dass man gerade im Schatten des Domes sensibel agieren sollte.“ Klassisches und Modernes sollen zusammenpassen – so wie es auch an anderen Stellen in der Stadt zu sehen ist. Karin Grasse sagt: „Früher gab es viele Brachflächen. Magdeburg hat sich gewandelt und zu einer Stadt mit Lebensart entwickelt. Hier kann man nicht nur an schönen Stellen wohnen, sondern auch angenehm arbeiten und leben.“ „Das ist auch sehr wichtig“, ergänzt Oliver Hornemann, „wenn es um die Bewerbung Magdeburgs auf den Titel ,Europäische Kulturhauptstadt 2025‘ geht“. „Im Zweiten Weltkrieg wurden leider viele architektonische Kleinode in Magdeburg zerstört. Aber ein paar Juwelen aus der Gründer- und Bauhauszeit gibt es vereinzelt, und es ist noch zu erkennen, wo Architekten und Stadtplaner wie Bruno Taut ihre Spuren hinterlassen haben.“

Fotos: Stadtarchiv Magdeburg/ Dirk Mahler/ Stadtmarketing Magdeburg

Fürstenwallstraße 8, 9 / Große Klosterstraße 1-7