Dr. Dieter ScheidemannDie beste Triebfeder für Stadtentwicklung ist manchmal der Zufall. Viele kleine Fügungen bilden letztlich ein gelungenes Mosaik und ergeben ein völlig neues Bild einer Stadt. So auch beim Charles-de-Gaulle-Platz im ehemaligen Handelshafen. Ein Ort mit einer langen Tradition. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, wurde die Fläche am südlichen Ende des Hafenbeckens ausschließlich für Warenablagerung und –transport genutzt. Getreidesilos und Speicher bestimmten das Antlitz des Areals. „Im Laufe der Zeit verlor der Hafen seine Funktion. Die Bedarfe waren ganz Andere und die Gewerbegebiete erstreckten sich mehr in Richtung Norden“, erzählt Dr. Dieter Scheidemann. Als Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr in Magdeburg liegt ihm der ehemalige Handelshafen besonders am Herzen: „Um dem Gebiet wieder neues Leben zu verleihen und trotzdem dessen Charakter zu erhalten, sollte das der gesamte Bereich umgenutzt werden.“ Der Zufall spielte der Stadt in die Karten. Wissenschaftliche Einrichtungen wie das Fraunhofer-Institut IFF, das Max-Planck-Institut oder die Experimentelle Fabrik siedelten sich in und um das Areal an. Ansiedlungen, begünstigt durch die Nähe zur Otto-von-Guericke-Universität. Im Jahr 2005 entschied die Stadt, den ehemaligen Handelshafen zu einem Wissenschafts- und Forschungszentrum zu entwickeln. „Bestehende Gebäude wurden saniert und umgebaut. Zwei alte Getreidesilos wurden zur „Denkfabrik“ umgebaut. Büroräume für innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen entstanden“, erinnert sich Dr. Scheidemann. Auch neue Gebäude schossen aus dem Boden: Das Virtual Development and Training Centre der Fraunhofer Gesellschaft (VDTC) oder das Elbe-Office sind nur einige Beispiele. Der Handelshafen wurde zum Wissenschaftshafen. Und aus der Fläche am Hafenbecken sollte gemäß eines Stadtratsbeschlusses von 2006 der Charles-de-Gaulle-Platz werden. Im Vorfeld der Namensgebung verfasste die Landeshauptstadt einen Brief an den Sohn Generals de Gaulle, um ihn über das Vorhaben zu informieren und sein Einverständnis zu erhalten. Und wieder hatte der Zufall seine Finger im Spiel. „Der Brief wurde am 1 Juni 2007 abgesandt, ausgerechnet an dem Tage, an dem Charles de Gaulle 67 Jahre zuvor aus seinem Exil in London eine wichtige Rundfunkrede an die französische Nation gehalten hatte“, sagt Dr. Scheidemann sichtlich bewegt. Ein Zeichen für Phillipp de Gaulle – eine glückliche Fügung für Magdeburg. Die Stadt erhielt seinen Dankesbrief pünktlich am 3. Juli, zum Tag der Namensfreigebung. „Viele kleine Fügungen, die den Charles-de-Gaulle-Platz und das gesamte Areal zu etwas ganz besonderem machen“, findet Dr. Scheidemann. Heute ist der Wissenschaftshafen DAS wissenschaftliche Zentrum der Ottostadt Magdeburg. Von hier aus erobern Ideen, Erkenntnisse und Technologien die Welt.

Fotos: Johnanes W+Abse/ Stadtmarketing Magdeburg

Charles-de-Gaulle-Platz


Wissenschaftshafen