Petra HeiseEs kommt hin und wieder vor, dass Besucher bei öffentlichen Terminen in der Architektenkammer Sachsen-Anhalt an ihre Mandel-Operation vor vielen Jahren erinnert werden. Das Haus am Fürstenwall 3 birgt Geschichte in seinen Mauern – zu dieser gehört, dass hier einst eine HNO-Klinik ansässig war. Auch ehemalige Musikschüler verbinden Erinnerungen mit der Adresse auf dem Fürstenwall. „Viele Magdeburger kennen das Haus, es ist tief verwurzelt in ihrem Bewusstsein“, weiß Geschäftsführerin Petra Heise. „Das macht es noch wertvoller.“ Seit 20 Jahren ist das Gebäude mit dem weithin sichtbaren Turm der Hauptsitz der sachsen-anhaltischen Vertretung der Architekten und Innenarchitekten. Als sie damals von Stadtfeld aus nach einer neuen, repräsentativen Bleibe suchte, standen die Räume zufällig leer. Ein Braunschweiger Geschäftsmann hatte nach der Wende das heruntergekommene Gebäude gekauft, saniert, ein Stockwerk „aufgesetzt“ und zunächst an ein Architekturbüro vermietet. „Es ist ein Juwel“, sagt Petra Heise. „Als der Bau saniert von der Stadtmauer erstrahlte, konnte das jeder erkennen. Es gibt noch viele solcher Juwelen in Magdeburg, sie strahlen nur noch nicht alle.“ Die Bereiche entlang der Elbe haben aber ohne Zweifel einen eigenen Glanz entfaltet, meint die Geschäftsführerin. „Früher waren viele Gebiete in Flussnähe gesperrt oder wurden von den Magdeburgern gemieden. Heute flaniert man über die Promenade, es gibt die Sternbrücke. Und als die Bastion Cleve unter dem Fürstenwallpark freigelegt wurde, war die halbe Stadt unterwegs, um einen Einblick zu bekommen.“ Interesse erzeugen, städtebauliche Impulse geben, das hält Petra Heise für wichtig. „Vor sechs Jahren hat die Internationale Bauausstellung einiges ins Rollen gebracht, aber fertig sind wir mit den Diskussionen noch lange nicht“, meint sie. „Das ist gut so, denn Baukultur muss in Bewegung bleiben.“ Darum sei es auch wichtig, das Profil in einer weiteren Richtung zu schärfen: „Bis 2019 sollte sich Magdeburg zum 100. Jahrestages der Bauhausgründung noch deutlicher an die Zeit der Moderne erinnern. Die Aufbruchszeit hat auch bei uns in der Stadt ihre Spuren hinterlassen.“ Für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 wäre die „Neuentdeckung“ der Moderne ohnehin ein Pluspunkt, so die Geschäftsführerin der Architektenkammer. „Aber auch sonst haben wir wirklich vorzeigbare Bauten, die alle Epochen verbinden, wie Bauten der Moderne, der Nachkriegs-Moderne oder tolle Gebäude, die nach 1990 entstanden sind. Die Baukultur dieser Stadt ist ein wichtiger Baustein für die Bewerbung um den Titel im Jahr 2025.“

Fotos: Werner Klapper/ Stadtmarketing Magdeburg

Fürstenwall 3


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