Burghard GrupeEine besondere Herzensangelegenheit der Magdeburger und vor allem der regionalen Handwerker war der Wiederaufbau des Hauses des Handwerks. Vergessen ist die fast komplett verfallene Ruine in der Gareisstraße 10 gegenüber der Universität. Heute können die Magdeburger ihr Haus des Handwerks wieder in seiner ganzen Pracht bewundern. Dabei war der Weg bis hierher ein sehr beschwerlicher. Im Jahr 1954 wurde das Gebäude als Kulturhaus des Handwerks von der Handwerkskammer mit Leben erfüllt. Handwerker aus der Region haben Spenden gesammelt und unentgeltlich gearbeitet, um das Haus von den Spuren des Krieges zu befreien und zu ihrem Kulturzentrum auszubauen – also eine richtige Herzensangelegenheit für die fleißigen Fachmänner. Nach der Fertigstellung zogen dort eine Gaststätte sowie ein Hotel ein.  Es wurde ein Ort für die Menschen der Stadt. Hier konnten sie Feste feiern, Versammlungen abhalten und Meisterprüfungen ablegen. „Deshalb ist es weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus als Haus des Handwerks so tief verwurzelt“, weiß der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Burghard Grupe. Nach der Wende musste das Haus dann zunächst veräußert werden. „Es sollte vom neuen Eigentümer zu einer Erlebnisgastronomie ausgebaut werden, doch dazu kam es nie. Noch vor Bauabschluss meldete der neue Besitzer Insolvenz an. 20 Jahre lang fand sich kein Investor für den einstigen Stolz der Handwerker, und das Haus stand leer“, denkt der Hauptgeschäftsführer zurück. Langsam verwandelte die Zeit das alte Gebäude wieder in eine Ruine ohne neue Perspektiven – ganz  zum Leidwesen der regionalen Handwerker. „Wir wurden immer wieder von Handwerkern angesprochen: Könnt ihr nicht was machen?“, erzählt  Grupe, dem ebenfalls sehr viel an der Erneuerung des Hauses lag. Deshalb beschloss die Handwerkskammer Magdeburg in einer Vollsammlung von 2009 aufgrund von Platzmangel im alten Verwaltungssitz in der Humboldtstraße das alte Haus zurückzukaufen und es wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Nur zwei Jahre dauerte die komplette Sanierung, mit der regionale Unternehmen beauftragt wurden und dementsprechend ihr ganzes Können unter Beweis stellten. Seit 2012 hat die Handwerkskammer Magdeburg nun ihren neuen Verwaltungssitz im alten Haus des Handwerks. Das erfüllt den Hauptgeschäftsführer natürlich mit Stolz: „Es ist eine große Ehre in diesen altehrwürdigen Haus mit dieser langen, auch wechselvollen Geschichte arbeiten zu können.“ Natürlich wird an die alte Tradition angeknüpft. Auch dieses Mal ist wieder ein Restaurant mit einem sehr schönen Veranstaltungssaal eingezogen, und die Magdeburger wissen ihr neues Haus des Handwerks in jedem Fall zu schätzen. Viele kamen, um die neu gestaltete „Ruine“ zu bewundern. „Der Ansturm war sogar so groß, dass mehrere Tage der offenen Tür ausgerichtet werden mussten“, sagt er lächelnd. Und so wurde einem Stück der Magdeburger Geschichte und des Magdeburger Handwerks neues Leben eingehaucht, sodass es noch viele Jahre erhalten bleiben wird.

Fotos: Handwerkskammer Magdeburg (Fotografin Floeting)/ Stadtmarketing Magdeburg

Gareisstraße 10