Interview mit Alexander Wendt

Herr Wendt, seit 2008 sind Sie Vizepräsident der Handwerkskammer Magdeburg, damals waren Sie 28 Jahre alt. Das ist ein junges Alter, um dieses Amt auszuüben.

Ja, das stimmt. Ich bin der jüngste Vizepräsident einer Handwerkskammer in der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt zwei Kammern in Sachsen-Anhalt, die insgesamt 30.000 Betriebe und 130.000 Arbeitnehmer vertreten. In der Kammer selbst gibt es die Arbeitgeberseite und die Arbeitnehmerseite - ich vertrete die Arbeitnehmer. 2005 habe ich bereits an der Vollversammlung teilgenommen und durch die Neustrukturierung war es dann möglich, dass ich zum Vizepräsidenten gewählt wurde. Als dieser vertrete ich die Kammer nach außen, das umfasst hauptsächlich Öffentlichkeitsarbeit.

Wer übernimmt welche Aufgaben im Vorstand der Kammer?

Der Vorstand unterteilt sich wieder anteilig in zwei Drittel Arbeitsgeber- und ein Drittel Arbeitnehmervertreter. Alle zusammen leiten die Geschäfte und der Präsident vertritt die Handwerkskammer als erste Instanz nach außen.

Inwiefern können Sie sich selbst einbringen?

Als Erstes muss man dem Vorstand seine Ideen vortragen und natürlich überzeugen. Dann wird gemeinsam beschlossen, ob die Idee umgesetzt wird oder nicht. Ein Beispiel war ‚Handwerk for you', wo wir jungen Leuten verschiedene Berufe gezeigt haben. So etwas muss vorher mit den anderen Vorstandsmitgliedern abgestimmt werden.

Was genau verbirgt sich hinter ‚Handwerk for you'?

Jugendliche können an einem bestimmten Tag im Jahr zu uns ins Berufsbildungszentrum kommen und in diverse Handwerksberufe hineinschnuppern. Da gibt es Maler, Elektriker oder auch Tischler, an deren Tischen sie dann hobeln oder ein bisschen an der Elektrik basteln dürfen. So können sie erfahren, welche Berufe es gibt, was Handwerk eigentlich ist. Viele wissen beispielsweise nicht, dass auch der Beruf des Zahntechnikers dazu gehört. Auch Augenoptiker und Kfz-Mechaniker sind dann dort mit vertreten. Viele junge Menschen haben eine ganz falsche Vorstellung davon, was Handwerk ist - das wollen wir mit ‚Handwerk for you' ändern.

Weshalb sollten sich junge Menschen dafür entscheiden, einen Handwerksberuf zu erlernen?

Habe ich zwei linke Hände oder nicht? Das ist die erste Frage, die man sich stellen sollte, bevor man sich entschließt, Handwerker zu werden. Und es muss natürlich Spaß machen. Ich als Maler beispielsweise komme in einen Altbau und mache ein Foto vom Urzustand. Wenn ich dann sehe, wie es aussieht, wenn es fertig ist, dann freue ich mich darüber. Oder wenn ich durch die Stadt fahre und mir die Fassaden betrachte und sagen kann: Hier hast du mitgewirkt, dort hast du mitgemacht, da hast du etwas mitgestaltet - das ist etwas Handfestes. Die Erfolge sieht man sofort. Im Büro ist es vielleicht schwieriger, direkte Ergebnisse zu sehen.

Ein voller Job als Malermeister und zusätzlich Vizepräsident - ist das überhaupt zu schaffen?

Das ist auf jeden Fall eine Doppelbelastung. Man verbringt viele zusätzliche Stunden mit der Aufgabe, zum Beispiel das Vizepräsidententreffen in Koblenz, Vorstandssitzungen oder verschiedene Veranstaltungen. Ich habe auch zwei kleine Kinder im Alter von fünf und sieben, und meine Frau studiert noch. Das ist manchmal schon schwer, aber es macht mir Spaß, mich für die Handwerker in der Region zu engagieren und im Kammerbezirk etwas zu bewegen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Meine Familie und ich möchten definitiv hier in der Region bleiben, vielleicht ein Haus bauen. Es können ja nicht alle weggehen. Und als Vizepräsident der Handwerkskammer trage ich auch eine gewisse Verantwortung für die Betriebe vor Ort.

Alexander Wendt