"Diese Schule ist das Optimum", sagt Lukas Möller über das Werner-von-Siemens-Gymnasium in Magdeburg, "kein Vergleich zu anderen, normalen Schulen." Hier kann der 15-Jährige sein Faible für Mathematik angemessen ausleben. Doch wer hier lernen und sein Abitur machen will, muss zunächst in einer Aufnahmeprüfung sein Talent beweisen.

Neben Lukas Möller schaffte auch Klassenkamerad Sascha Lill den Eignungstest ohne Probleme. Wenn er "groß" ist, möchte er gern Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik werden. Das Talent für diesen Beruf bringt der ebenfalls 15-Jährige mit: An unzähligen Olympiaden hat der Schüler schon teilgenommen, viele davon gewonnen. Zu seinen Erfolgen in diesem Jahr zählt die Teilnahme an der landesweiten Physikolympiade sowie an der Naturwissenschafts-Olympiade auf Bundesebene. Bei beiden Wettbewerben schnitt der begabte Junge sehr erfolgreich ab.

Für seinen Traum arbeitet Sascha Lill fleißig vor: Anstatt wie Gleichaltrige die ersten Disco-Erfahrungen zu sammeln und Freunde zu treffen, verzichtet er oft auf seine Freizeit und lernt auch am Wochenende. "Ich lese gern Wissensbücher und -zeitschriften", erzählt der zielstrebige Junge. Wenn er Zeit mit Leuten in seinem Alter verbringt, dann meist mit anderen Hochbegabten bei den Wettbewerben.

Viele Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums nehmen jeden Tag einen langen Weg auf sich, um zur Schule zu kommen. Lukas Möller fährt mit dem Zug von Oschersleben, Sascha Lill pendelt zusammen mit einigen Klassenkameraden in einer Fahrgemeinschaft jeden Tag 15 Kilometer zwischen seinem Wohnort Zielitz und der Elbestadt. Einen noch längeren Weg hat Caroline Ganzer. Die 16-Jährige reist täglich aus Oebisfelde an. "Ich bin jeden Tag zwölf bis 13 Stunden außer Haus und versuche, den Großteil der Arbeit im Zug zu erledigen", erzählt sie. Für die Jugendlichen ist das besondere Gymnasium die Mühe aber in jedem Fall wert. Die Lehrer gehen auf die speziellen Bedürfnisse und Neigungen der begabten Schüler ein: Bei der Gestaltung des Unterrichts legt die Eliteschule besonderen Wert auf die Förderung im mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereich.

Die Früchte für seinen Fleiß kann Lukas Möller bald schon ernten: Ab dem nächsten Schuljahr wird er mit dem Mathematikstudium beginnen - neben der Schule. Seit 1999 ist das Werner-von-Siemens-Gymnasium Kooperationsschule der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. "Die Uni ist nur fünf Minuten von hier entfernt, so kann ich zur Schule gehen und gleichzeitig studieren", erklärt er stolz. In den nächsten zwei Jahren will der Mathe-Fan die ersten beiden Semester des Studiums meistern und so Zeit sparen. Zeit, die er als Mathematiker später am liebsten im Ausland verbringen möchte: "Ich würde gern in Amerika oder Skandinavien leben, Großbritannien könnte ich mir auch vorstellen."

Ein Leben im Ausland ist für den 16-jährigen Schüler Han Chen nicht nur eine Vorstellung: Als er acht war, zog seine Familie von China nach Deutschland - aus der Millionenstadt Peking nach Barleben bei Magdeburg. Mittlerweile wohnt der Schüler aber direkt in der Elbestadt. Und was gefällt Han Chen hier am meisten? "Die Natur und die Landschaft", sagt er. Anders als die meisten Gymnasiasten auf der Werner-von-Siemens-Schule sind seine Lieblingsfächer nicht Mathe und Physik: "Mein Steckenpferd sind Sprachen", erzählt der Junge. In der letzten Sprach-Olympiade auf Bundesebene trumpfte er mit seinem Können in Englisch und Chinesisch auf. Auch Han Chens Musikgeschmack weicht von dem seiner Mitschüler etwas ab: "Die Musik ab 1990 ist mir zu bunt, ich höre lieber Caren Carpenters oder die Comedian Harmonists", sagt er.

Von musikalischem Geschmack zu musikalischem Können: Trotz ihrer vollgepackten Schulwoche schafft es Caroline Ganzer, regelmäßig Klavier- und Gitarrenunterricht zu nehmen. Außerdem begeistert sie sich für Springreiten und ist in der Golf-AG der Schule aktiv. "Es ist anstrengend, aber es macht auch Spaß", sagt das Mädchen. Diese Einstellung teilen auch die anderen hochbegabten Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Magdeburg.

Han Chen, Caroline Ganzer, Sascha Lill, Lukas Möller