Interview mit Kevin Lüdemann

Herr Lüdemann, welche Idee steckt hinter dem Jahr der Jugend in Magdeburg?
Wir haben überlegt, dass ganz viel in der Stadt passiert und auch viel für Jugendliche getan wird. Auch von den Jugendlichen selbst geht unheimlich viel Potenzial aus. Und das wollen wir im Jahr der Jugend, was es so bisher noch nicht gab, zusammenfassen. Wir wollen zeigen, wie Jugendliche hier in der Stadt leben, was sind ihre Voraussetzungen, wo liegen ihre Perspektiven, wo wollen sie hin, was erwarten sie von ihrer Stadt und wie können sie sie mitgestalten? Zudem wollen wir neue Angebote entwickeln, Projekte anschieben, neue Strukturen etablieren und ein Netzwerk aufbauen. Viele Jugendliche machen ganz tolle Sachen, wissen aber nichts voneinander. Wir wollen sie zusammenführen.

Weshalb haben Sie das Jahr 2011 gewählt?
Die Idee zum Jahr der Jugend ist schon älter, aber 2011 hat sich angeboten, weil Marcus Lahn, Julia Wartmann und ich mit unserem Medienmanagement-Studium letztes Jahr fertig geworden sind. Wir haben die Idee schon vorher weiterentwickelt, zu einem Konzept geschnürt und dies den Entscheidungsträgern - dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat - 2010 vorgelegt. 2011 wollten wir das Ganze dann umsetzen. Gleichzeitig ist in diesem Jahr auch Internationales Jahr der Jugend. Wir haben einen Wikipedia-Eintrag angelegt und das Internationale Jahr der Jugend hat sich witzigerweise dazugeschrieben. Jeder, der sich also darüber informiert, sieht als Hauptbestandteil das Jahr der Jugend Magdeburg. So sind schon viele durch Wikipedia darauf aufmerksam geworden, und ich glaube, das beflügelt das Ganze auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Welche Resonanz gab es bisher von den Jugendlichen in Magdeburg?
Die Resonanz war bis jetzt sehr positiv. Die Jugendlichen freuen sich, in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Sie sind aber natürlich auch voller Erwartung, was denn letztendlich passiert. Sie freuen sich auf die verschiedenen Veranstaltungen, mit denen wir auch ganz unterschiedliche Interessen bedienen wollen.

Welche Höhepunkte erwarten die Jugendlichen im Jahr der Jugend?
Zum Beispiel das Musical "Im Osten geht die Sonne auf". Das ist ein Stück, was maßgeblich von Jugendlichen gestaltet wird, wo Jugendliche mitspielen. Ein weiterer kultureller Höhepunkt ist "Jugend tanzt", eine Veranstaltung, bei der wir 500 bis 1.000 Tanzschüler auf dem Bahnhofsvorplatz erwarten, die das Tanzen den anderen Jugendlichen näher bringen wollen. Am 12. August feiern wir im Elbauenpark den Internationalen Tag der Jugend. Außerdem wird es den Wettbewerb "24 Stunden Magdeburg" geben, bei dem Jugendliche ihren Alltag durch ein Medium ihrer Wahl zeigen und beschreiben sollen - Video, Foto, Text, Hörfunkbeitrag - was auch immer sie interessiert. Sie sollen zeigen, wie sie in der Stadt leben, was besonders gut läuft und was vielleicht nicht. Die Ergebnisse sollen dann auch soziologisch ausgewertet werden, um zu sehen, was man daraus für die Stadtentwicklung ableiten kann.
Ein wichtiges Projekt zur Vernetzung ist das Jugend Scout Netzwerk. Wir wollen aus möglichst jeder jugendrelevanten Einrichtung - aus Schulen, Vereinen, Verbänden - mindestens einen Jugendlichen gewinnen, der das Gesicht der Einrichtung wird. Er oder sie soll dann Informationspartner sein und sich mit den anderen vernetzen. Dafür entwickeln wir eine Plattform. Unser Ziel ist, dass die Stadt bei Jugendfragen künftig nicht mehr nur über Erwachsenenmultiplikatoren geht, sondern Entscheidungsfragen vielleicht auch in das Jugend Scout Netzwerk stellt.
Und nicht zu vergessen die Kampagne "Otto macht jung - Jugendliche für Magdeburg", die gemeinsam mit dem Stadtmarketing durchgeführt wird. In der Kampagne werden junge Menschen aus Magdeburg vorgestellt, die als Botschafter für die Region stehen.

Wie fühlen Sie sich selbst als junger Mensch in Magdeburg?
Tendenziell sehe ich die Entwicklung Magdeburgs auf jeden Fall positiv. Wenn man selbst mittendrin steckt, bekommt man wenig mit. Aber wenn ich mir Fotos anschaue, sehe ich, was sich zum Beispiel baulich verändert hat und dass es voran geht. Ich denke, dass die Jugend in den Fokus genommen werden muss, damit die Stadt attraktiv bleibt. Unsere Zielgruppe sind 14- bis 25-Jährige und davon gibt es in Magdeburg etwa 32.000. Gerade für die Bedürfnisse dieser Altersgruppe sollte noch mehr getan werden, sodass Jugendliche eine Perspektive haben, auch nach ihrer Ausbildung oder dem Studium in der Stadt zu bleiben.

Kevin Lüdemann