Die Hochschulluft scheint Vincent gut zu bekommen. Er zwitschert freudestrahlend, wenn man ihn anschaut. Der einjährige Hosenmatz spielt sich fast täglich durch den Uni-Campus. Das liegt vor allem daran, dass seine Mama hier studiert und arbeitet. Kathrin Meyer-Pinger hat voriges Jahr ihren Bachelor-Titel geholt, studiert nun weiter Wirtschaft und Englisch im Master Lehramt an berufsbildenden Schulen und arbeitetet in zwei Fakultäten als wissenschaftliche Hilfskraft. In der Tasche hat sie ein Stipendium (Aufstiegsstipendium) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das nur besonders befähigte Berufstätige erhalten. Mit 26 beschloss die junge Frau, dass es noch einmal Zeit wäre, ihr Wissen zu erweitern. Die gebürtige Magdeburgerin nahm einige Umwege zum hiesigen Campus.

Als sie 15 war, zog die Familie nach Baden-Württemberg. Zehn Jahre lebte und arbeitete sie dort. Als sie ihren künftigen Mann wiedertraf, musste sie entscheiden, ob sie in die Stadt ihrer Kindheit zurückkehren wollte. Sie wollte – aber zunächst nur, weil ihr Freund hier studierte. Bindungen verspürte sie nicht mehr. „Ich habe die Rückkehr keine Sekunde bereut“, sagt Kathrin Meyer-Pinger heute. Um sich Magdeburg anzunähern, erkundete das Paar die Stadt – vor allem mit dem Fahrrad. „Es hat sich hier viel verändert“, sagt sie. „Magdeburg ist offener und freundlicher geworden, vieles wurde saniert.“ Wenn die Familie Zeit hat, sieht man sie an der Elbe oder in den Parks. Aber viel Gelegenheit zum Spazierengehen, Radfahren und Joggen haben sie nicht. „Wer mit einem Kind studiert, muss sich an einen straffen Zeitplan halten“, sagt Guido Meyer. Der 32-Jährige war selbst lange Zeit an der Uni, hat seine Doktorarbeit geschrieben, die er nun verteidigen muss. Der Elbestädter war einst aktiver Schwimmer, spielte Wasserball und tut noch so einiges, um in Schwung zu bleiben. Der Ehrgeiz steckt in ihm. „Den will ich jetzt woanders hineinstecken“, sagt er. Der Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt ist genau der richtige Ort dafür. Der Trainingswissenschaftler kümmert sich um die Top-Athleten. Teamfähigkeit stellt auch die Familie unter Beweis. „Unser Alltag funktioniert, weil wir uns so gut ergänzen“, sagt Guido Meyer. „Wir profitieren auch von der Kinderfreundlichkeit der Uni“, sagt seine Frau. Klein-Vincent kam mitten im Semester, aber Erziehungsurlaub hat sich die frischgebackene Mama nicht genommen. Dozenten hatten nichts dagegen, dass sie ihr Baby mitbringt, zudem gibt es das Campus-Kinderzimmer, in dem Vincent betreut werden kann. „Schön, dass jetzt auf dem Campus eine neue Kita entsteht“, sagt Kathrin Meyer-Pinger. Ihr Leben hat sich hier nur zum Positiven entwickelt, sagt die Magdeburgerin. Und doch will sie der Stadt gemeinsam mit Vincent bald den Rücken kehren. Mama und Sohn reisen für ein Auslandsemester nach England. Eins ist jedoch ganz sicher: „Wir kommen auf jeden Fall wieder.“

Familie Meyer-Pinger