Der erste Eindruck von der Stadt löste bei Claudia und Jan L. Hülsemann eher verhaltene Reaktionen aus. Das Medizinerpaar kam zum Vorstellungsgespräch nach Magdeburg. Eine Fußgänger- und Einkaufszone  suchte es vergebens. Heute ist der 52-Jährige der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg. Und seine Frau sagt: „Magdeburg hat einen unglaublichen Charme entwickelt.“ Auch wenn sie eine zentral gelegene Einkaufszone  immer noch vermissen, in Magdeburg hat die Familie eine neue Heimat gefunden. Sie kamen „aus dem Westen“, „von drüben“, das hörten sie 2007 noch oft. „Früher wurde ich als Mutter komisch angeschaut, wenn ich die Kinder mehrere Stunden betreuen ließ, um zu arbeiten. Hier schaute man komisch, weil ich sie so früh wieder abholte“, sagt Claudia Hülsemann. Sie hat wie ihr Mann Humanmedizin studiert, arbeitete als ärztliche Mitarbeiterin, beendete jetzt ihren Masterstudiengang Medizin-Ethik-Recht. Zurzeit arbeitet die 45-Jährige in einer Hausarztpraxis.

Der einzige waschechte Magdeburger ist Söhnchen Cedric. Vor vier Jahren erblickte er hier in der Stadt das Licht der Welt. Zur Familie gehören noch die die drei Töchter Celine, Cecile und Lucile. Als der Papa nach mehreren Stationen in Düsseldorf, Hannover und den USA seine Stelle am Magdeburger Uniklinikum übernahm, waren alle dabei. „Ich hatte auf meinen Job verzichtet, die Kinder sollten zunächst ankommen“, erinnert sich Claudia Hülsemann. Aber  schnell hatte sie gemerkt, „dass man hier Beruf und Familie gut vereinbaren kann“. Fast alle Kinder besuchten den trilingualen Kindergarten. In der Schule „Am Westernplan“  gibt es die sehr gute  Hortbetreuung. Claudia Hülsemann schwärmt von „optimalen Bedingungen für Frauen, die berufstätig sein möchten“. Und auch der Klinikums-Chef sagt: „Magdeburg ist familienfreundlicher als viele andere Großstädte.“ Im Klinikum möchte er, schon wegen der eigenen Erfahrungen als vierfacher Familienvater, „den Ausbau der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den nächsten Jahren weiter voran bringen “. Doch seine Zeit für die Familie ist rar. Wenn möglich suchen die Sechs die Natur, sind im Herrenkrug, im Elbauenpark oder im Rotehornpark unterwegs. Auch Musik wird großgeschrieben bei den Hülsemanns. Alle Kinder spielen ein Instrument. Celine und Cecile besuchen die Chorklasse im Hegelgymnasium. Die beiden  Schülerinnen fühlen sich „an ihrer Schule“ pudelwohl. Gemeinsam erobert sich die Familie die Stadt. „Wir kennen viele kleine Ecken und Straßenzüge“, sagt Claudia Hülsemann. „Schön ist jetzt“, sagt sie, „dass die Restaurierung des Domplatzes in Angriff genommen wird.“ Auch Jan L. Hülsemann setzt auf Veränderung im Stadtinneren: „Wenn sich das Herz der Stadt entwickelt, die Universität, die Universitätsmedizin und andere Bildungseinrichtungen  weiter gute Arbeit leisten, dann ist Magdeburg attraktiv für junge Menschen und hat eine gute Zukunft.“

Familie Hülsemann