Da ist diese grüne Wiese auf dem Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal. Nichts Ungewöhnliches. Nur wenige Tage später erstreckt sich dort eine kleine Siedlung:  die fiktive Kinderstadt „Elberado“. Sie ist vollkommen in der Hand der Kinder. Sie tauschen, handeln, führen Währungsreformen durch. Die erwachsenen Betreuer sind stille Beobachter. „Das ist der Wahnsinn“, Julia Tecklenborg ist begeistert. Gemeinsam mit dem Sozialarbeiter Heiko Bergt führt die Betriebswirtin den Vorstand des Vereins Kinderbunt, dem Träger des Projekts „Kinderstadt Elberado“. Im vergangenen Jahr ließen sie in Kooperation mit der Hochschule Magdeburg-Stendal und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern bereits zum dritten Mal das Leben in die Kinderstadt einziehen und wurden dafür als Magdeburger des Jahres 2014 ausgezeichnet. An die Anfänge erinnert sich Heiko Bergt noch genau. Studenten des Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen wollten eine Kinderstadt organisieren und wandten sich an ihn. Er hatte bereits in Dessau Roßlau eine organisiert, hatte also die Erfahrung dafür. Der Verein Kinderbunt wurde gegründet. Er sollte als Träger für die Antragsstellung der Finanzen fungieren und die ehrenamtlichen Helfer organisieren. Insgesamt 15 Mitglieder konnte der Verein zu diesem Zeitpunkt verzeichnen. „Wir hatten Bedenken, dass wir das nicht schaffen“, sagt Heiko Bergt. Das war im Jahr 2008. Doch die Sorge war unbegründet. Die erste Auflage der Kinderstadt 2010 war ein Erfolg. „Die Kinder haben unglaublich viel mitgenommen“, schwärmt Julia Tecklenborg.  „Da waren selbst die Eltern überrascht, was ihre Kinder können.“  Bergt und Tecklenborg setzten ihre erfolgreiche Arbeit fort. Sie konnten noch mehr Ehrenamtliche für das Projekt begeistern. Aus 7 Tagen Elberado wurden 10, an denen täglich bis zu 500 Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren ihre eigene Stadt organisierten. „Im letzten Jahr hatten wir sogar eine Bankpleite, als ob man in den Spiegel der realen Politik schaut“, sagt Julia Tecklenborg. Wie viele Stunden sie und die anderen ehrenamtlichen Helfer für dieses Projekt aufwenden, wollen Bergt und Tecklenborg nicht zählen. „Es ist unglaublich viel. Vier Monate vorher sogar noch mehr“, sagt Heiko Bergt, „aber es ist das tollste für mich, zu wissen, alles ist rechtzeitig geschafft und ich habe meine ganze Kraft dafür investiert.“ 2016 gibt es schon die vierte Auflage der Kinderstadt im Sommer – wieder mit etlichen Ehrenamtlichen. „Wenn die nicht da wären, würde es nicht funktionieren“, sagt Bergt. Eine der drei wichtigen Säulen, auf denen die Kinderstadt fußt. Neben den Kindern sind es allerdings ganz besonders die Sponsoren und Partner, wie die Städtischen Werke Magdeburg (SWM), ohne die es das Projekt nicht geben würde.

 

Bei der SWM mussten Bergt und Tecklenborg keine Klinken putzen. Das Unternehmen trat 2010 aus eigenem Antrieb an den Verein heran. „Wir haben schon immer soziale Projekte unterstützt, vor allem mit jungen Leuten“, sagt Helmut Herdt, Sprecher der Geschäftsführung der Städtischen Werke Magdeburg.    „Sehr gute Projekte, wie die Kinderstadt, unterstützen wir gerne. Ganz besonders, weil die Kinder spielerisch mit Situationen des verantwortlichen Handelns konfrontiert werden“, sagt er. „Und dabei haben sie viel Spaß.“ Auch sonst sehen sich die Städtischen Werke Magdeburg in der Pflicht bürgerliches Engagement zu unterstützen, sei es in den Bereichen Sport, Kultur oder Soziales. „Man kann schon mit sehr kleinen Beträgen Dinge bewirken. Es ist einfach wichtig, dass man solche Projekte unterstützt“, betont Helmut Herdt. Für diese Einstellung sind sicher nicht nur Heiko Bergt und Julia Tecklenborg sehr dankbar, sondern auch die Kinder, in deren Hände im kommenden Jahr zum vierten Mal die Stadt „Elberado“ übergeben wird.

Kinderbunt e.V.
Städtische Werke Magdeburg (SWM)


Helmut Herdt
Julia Tecklenborg
Heiko Bergt