Bürger sind kritisch. Liegen Siedlung und Industriegebiet so nah beieinander wie in Rothensee, werden Sprachrohre für die Bürger umso wichtiger, weiß Dr. Wolfgang Ortlepp, Vorsitzender des gemeinnützigen „Bürgervereins Interessengemeinschaft Rothensee e.V.“. „Die Anwohner wollen natürlich wissen, was die Unternehmen machen und wie sich die Wohnqualität im Stadtteil auswirkt“, sagt er. Das war auch einer der Impulsgeber für die Gründung der Interessengemeinschaft im Jahr 1994. „Ein Protestverein sind wir trotzdem nicht“, betont Ortlepp. Seit der Gründung hat sich einiges verändert, aus etwa 20 wurden 40 Mitglieder. Traditionen sind entstanden, partnerschaftliche Verbindungen zu den ansässigen Unternehmen haben sich herausgebildet. „Von Anfang an haben wir einen intensiven Kontakt zu ihnen gesucht und Informationsaustausch betrieben. Das haben wir in den vergangenen Jahren sogar noch kultiviert und führen gemeinsam Veranstaltungen durch.“ Transparenz schafft Vertrauen. Darüber hinaus möchte die Interessengemeinschaft auch die Verbundenheit der Bürger mit dem Stadtteil stärken. Die IG will eine „Identifikationsstruktur bauen“, damit sich junge und ältere Menschen wohlfühlen – auch mit Blick auf Traditionspflege und Stadtteilentwicklung. Das gelingt zum Beispiel mit dem Rothenseer Weihnachtsmarkt. Vor 11 Jahren fand der erste eintägige Markt auf dem Gelände ringsum die Reformationskirche statt. „Mittlerweile kommen jährlich 2000 bis 3000 Besucher aus dem Umland und der Stadt zu uns“, erzählt Ortlepp begeistert. Rothensee lebt, und das wirkt sich auch auf den Bevölkerungsanteil aus. „Vor einigen Jahren sind etliche Menschen weggezogen wegen der Umweltbelastung, fehlender Sanierung. Nur noch etwa 2500 Menschen lebten da in Rothensee. Mittlerweile sind es wieder rund 3000.“ Seit 1996 wohnt Ortlepp dort, seit etwa 1999 engagiert er sich für den Stadtteil in seiner Freizeit. Der Bürgerverein ist sein Hobby. „Es ist der einzige Stadtteil, in dem so viel Industrie angesiedelt ist. Man braucht nur an einer Haustür klingeln und bekommt sofort Unterstützung“, sagt er stolz.

Der dörfliche Charakter Rothensees verbindet Einmannfirmen, kleine Handwerksbetriebe und vor allem Großunternehmen, wie das Müllheizkraftwerk Rothensee umso mehr mit dem Stadtteil und seinen Bewohnern. „Wir haben schon deshalb Verantwortung für den Stadtteil, da wir Rothensee im Namen tragen“, sagt Rolf Oesterhoff, Geschäftsführer der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH. „Wir wollen transparent sein, laden zum Tag der offenen Tür, legen Emissionswerte offen. Aber vor allem suchen wir den Kontakt zur Interessengemeinschaft, unterstützen Traditionen wie den Weihnachtsmarkt und das Spielplatzfest.“ Schnittpunkte gibt es einige. „Das, was hier passiert, ist hochgradig professionell und sehr erfolgreich. Wir müssen nicht lange nachdenken, wenn wir gemeinsam für Rothensee etwas bewegen können“, betont Oesterhoff. Nicht anders war das beim Hochwasser vor zwei Jahren, als Mitarbeiter des MHKW Rothensee mit unternehmenseigenen Pumpen in ihrer Freizeit Gärten und kleine Handwerksbetriebe von den Überflutungen befreiten. „Rothensee würde ohne die Rothenseer anders aussehen. Das muss man würdigen“, sagt Oesterhoff. Die Unterstützung des Müllheizkraftwerks weiß der Vorsitzende der Interessengemeinschaft sehr zu schätzen: „Wir sind unheimlich dankbar, dass wir solche Partner, wie das MHKW, aber auch viele andere Unternehmen in Rothensee haben.“

Interessengemeinschaft Rothenseer Bürger e.V.
Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH


Rolf Oesterhoff
Dr. Wolfgang Ortlepp