Kunst und Kreativität können Grenzen wegwischen. Da ist sich Wolfram Stäps sicher. Als er 1991 in Magdeburg eine Schule für Geistigbehinderte gegründet hatte, traf er auf viele Schüler mit einer künstlerischen Begabung. Nach einer Ausstellung kam ihm der Gedanke für die Gründung eines Vereins: „Wir wollten begabten Menschen mit geistiger Behinderung Raum geben, ihrer Kunst nachzugehen, damit sie nach dem Schulabschluss auch weiterhin kreativ tätig sein können.“ Daraus wurde 1997 Zinnober, der Offene Kunstverein für Menschen mit geistiger Behinderung Magdeburg e.V. Klein haben die Vereinsmitglieder begonnen, mit der großen Idee im Kopf. Sie sind von Raum zu Raum gezogen, haben in Schulen oder bei der WOBAU gemalt. Heute, fast 20 Jahre später, hat Zinnober feste Räume, ein Atelier, in das die zehn Künstler – mit und ohne Behinderung – nach der Arbeit vorbeischauen, malen oder auch nur mal einen Kaffee trinken und „schnacken“. Harmonie ist wichtig, sagt Wolfram Stäps. Weil sie wie eine Familie sind. Die Gruppe reist nach Berlin, Hamburg, Bremen, schaut sich Theaterstücke von geistig Behinderten an. Der Verein sucht nach Inspiration, aber auch nach Partnern, Netzwerken und Plattformen. Darum ist Zinnober auch Mitglied im Dachverband EUCREA, dem Verband Kunst und Behinderung e.V., der europaweit Outsider-Kunst sammelt. Der Magdeburger Verein ist in Sachsen-Anhalt der einzige dieser Art, der eigenständig arbeitet und keiner Institution angehört. Mit seiner Kunst sind die Zinnober-Leute in der Region, in Deutschland und in Europa unterwegs, gestalten Ausstellungen und beteiligen sich an Ausschreibungen. Das ist alles nicht plötzlich entstanden, dahinter stecken viel Arbeit, Initiative und eine eigene Finanzierung. Unterstützung bekommt der Verein seit vielen Jahren von regionalen Wirtschaftspartnern. GETEC unterstützt den Verein seit vielen Jahren, stellt Platz für Bilder zur Verfügung, rührt beim Sommerfest oder in der Öffentlichkeit die Werbetrommel für Spenden. „Wir haben uns vom Engagement anstecken lassen“, sagt Volker Schulz, Vorstandssprecher der GETEC heat & power AG. „Es war schnell zu merken, dass dies keine Eintagsfliege ist.“
„Wir möchten nicht nur Spenden haben, sondern auch etwas zurückgeben“, so der ehrenamtlich engagierte Wolfram Stäps. Was sie geben wollen, ist ihre besondere Kunst. Der Vereinsvorsitzende sagt: „Ich werde oft gefragt, was ich den Behinderten beibringe. Die Antwort ist: nichts. Ich profitiere eher von ihnen, denn sie malen ihre Bilder ohne Klischees im Kopf einfach aus dem Bauch heraus.“ Die Hemmschwellen vieler Menschen im Umgang mit geistig Behinderten abzubauen, hält Gerhard Andres, Vorstandssprecher der GETEC WÄRME & EFFIZIENZ AG, für wichtig: „Mit jeder Ausstellung, die der Verein macht, erkennen mehr Menschen, dass Kunst trotz Defizit möglich ist.“ Das kostet Kraft und Zeit, das streitet Wolfram Stäps, der Vater einer Großfamilie und Schulleiter ist, nicht ab. „Aber es macht auch unglaublich Spaß zu sehen, wie das Ansehen der Künstler wächst und die Vorurteile abnehmen.“

Zinnober, Offener Kunstverein für Menschen mit geistiger Behinderung Magdeburg e.V.
GETEC WÄRME & EFFIZIENZ AG
GETEC heat & power AG


Wolfram Stäps
Gerhard Andres
Volker Schulz
und Künstler der Zinnober e.V.