In der Ottostadt hat sich die Magdeburgische Gesellschaft von 1990 längst einen Namen gemacht denn seit 25 Jahren setzt sich der Verein für die Stadt ein. Korrekt heißt er „Magdeburgische Gesellschaft von 1990 zur Förderung der Künste, Wissenschaften und Gewerbe“. „Das ist ein langer Name“, gibt der 1. Vorsitzende Thomas Kluger zu. „Aber er ist für uns Programm.“ Gebildet haben ihn im Jahr 1990, noch vor der deutschen Einheit, 30 Magdeburger und solche, „die emotional an der Stadt hängen“. Sie wollten Freiräume nutzen, die sie bis dato nicht hatten, und bürgerliches Engagement voranbringen. Thomas Kluger kam drei Jahre später nach Magdeburg und trat in den Verein ein. Zu dieser Zeit begann die intensive Arbeit für die Kulturgüter, die nach dem Krieg erhalten geblieben sind – sie zu pflegen, zu bewahren oder die Erinnerung wach zu halten. Thomas Kluger sagt: „Wir wollten nie ein altmodischer Geschichtsverein sein, sondern von Beginn an Identität schaffen, neu definieren und übersetzen. Denn nur wer die Geschichte kennt, kann die Zukunft gestalten.“ Im Fokus standen dabei immer „Magdeburgs verschwundene Altstadtkirchen“. Sieben wurden im Zweiten Weltkrieg oder später zerstört. Fünf davon hat die Magdeburgische Gesellschaft originalgetreu nachbilden und als Bronzemodell am ursprünglichen Standort aufstellen lassen.
Heute engagieren sich 120 Mitglieder im Verein dafür, dass viele solcher unübersehbaren Spuren in der Stadt zu sehen sind. Sie haben wichtige Plätze beschildert und das Königin-Luise-von-Preußen-Denkmal wieder aufgestellt. Thomas Kluger geht das Herz auf in solchen Momenten, wenn die Ergebnisse greifbar sind und wieder ein Stück Stadt-Identität sichtbar wird. Der Wiedergewinn von Geschichte ist ein langer Prozess. „Denn auch mental muss die Basis geschaffen werden“, sagt der 1. Vorsitzende. Darum werden die Projekte stets durch Vorträge, Diskussionen und Aktionen begleitet. Dafür braucht man einen langen Atem. Thomas Kluger ist geduldig. Auch weil er weiß, dass er nicht alleine steht in der Stadt, die er seine Heimat nennt. „Wenn man seine Antenne aufstellt, findet man hier die interessantesten Initiativen. Und wenn man in Magdeburg einen Menschen für etwas begeistert – auch wenn es vielleicht länger als beispielsweise in Süddeutschland dauert – gewinnt man einen tollen Projektbegleiter und einen Freund fürs Leben.“
Zu beidem zählt er den Bau- und Natursteinbetrieb „Paul Schuster“, der sich unter anderem auf Denkmalpflege und Restaurierung spezialisiert und eine lange Magdeburg-Tradition hat. Der verstorbene Firmenchef Hans P. H. Schuster war einst der erste Vereinsvorsitzende. Seine Enkelin Juliane Schuster ist auf wirtschaftlichen und ehrenamtlichen Pfaden in seine Fußstapfen getreten. Kürzlich hat das Unternehmen gemeinsam mit der Magdeburgischen Gesellschaft das Denkmal des Pädagogen Johann Bernhard Basedow wiedererrichtet. Die Paul Schuster GmbH hat das Projekt von Anfang an begleitet, die Planung und Herstellung des nachgebildeten Denkmals übernommen. Als Unternehmerin und Mutter von kleinen Zwillingen fällt es Juliane Schuster nicht immer leicht, die Zeit für das bürgerschaftliche Engagement zu finden. Den Spagat zwischen Betrieb und Familie schafft sie nur, meint die Bauingenieurin, weil sie sich auf die Menschen in ihrer Umgebung verlassen kann. „Es lohnt sich. Wir geben Magdeburg Stück für Stück, Projekt für Projekt, ein Stück Identität zurück“, sagt Juliane Schuster. Und Thomas Kluger ergänzt selbstbewusst: „Genau das steckt hinter unserem Vereinsnamen.“

Magdeburgische Gesellschaft von 1990 zur Förderung der Künste, Wissenschaften und Gewerbe e.V.
Paul Schuster GmbH


Thomas Kluger
Juliane Schuster