In Magdeburg schaut man den Menschen in den Kopf. Seit 2009 ist die Landeshauptstadt einer von neun Standorten des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE).
Hier ist der Standort, der im Gesamtverbund des zur Helmholtz-Familie gehörenden DZNE für kognitive Leistungsfähigkeit, bildgebende und diagnostische Verfahren bei Demenzerkrankungen steht.
Ein Themenfeld, dem sich Prof. Dr. Emrah Düzel seit 1994 in Magdeburg widmet. Die Neurowissenschaften spielten schon vor der Wende an der Otto-von-Guericke-Universität eine wichtige Rolle. Nach der Wende konsequent weiterentwickelt, ist mittlerweile ein Forschungsschwerpunkt entstanden samt vieler Technologien, die es anderswo so nicht gibt. DZNE, Leibniz-Institut für Neurobiologie, Forschung an der Universität selbst, Medizintechnik trugen dazu bei, dass Magdeburg in diesem Bereich international eine sehr gute Sichtbarkeit habe, sagt Prof. Düzel. Wichtig war zudem, dass man von Anfang an erfolgreich darin war, Sonderforschungsverbünde der Deutschen Forschungsgemeinschaft heranzuholen. Das sind strategische Forschungsvorhaben, die es ermöglichen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu gewinnen.
An seinem Institut sind Menschen aus vielen Nationen beschäftigt, das sei extrem bereichernd, mache das Arbeiten sehr kreativ, sagt Düzel. Er erlebe, dass junge Menschen dieses internationale Umfeld sehr schätzten. Auch wenn Magdeburg noch nicht so international und lebhaft sei wie Berlin, Hamburg oder München, biete die Atmosphäre in Magdeburg, der enge Kontakt, der unter den Mitarbeitern entstehe, einen guten Gegenpol. Dennoch würde er gern sehen, dass die jungen Menschen, die für ihre Ausbildung hierherkommen, nach dem Abschluss eine Perspektive in Deutschland haben und nicht gleich wieder in ihr Land zurückgehen müssen. Dann würde sich die Internationalität der Magdeburger Universität nicht nur bei den Studierenden und jungen Forschenden widerspiegeln, sondern auch bei den Professoren und Top-Level-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler.
Düzel, der auch in London als Dozent tätig ist, erlebe, dass Magdeburg in Sachen Neurowissenschaften international ein Begriff sei. Und wenn er über die Stadt rede, beziehe er sich schnell auf die Geschichte – dass mit Otto der erste deutsche Kaiser in Magdeburg gelebt hat.
Dass die Intel-Ansiedlung für mehr Internationalität Magdeburgs sorgen werde, da sei er optimistisch, so Düzel. Auch wenn klar sein müsse, dass junge Menschen eine sehr große Auswahlmöglichkeit hätten. Gerade im medizinischen Bereich sei die Konkurrenz hart. Manchmal entscheiden sich junge Leute lieber für eine supertolle Großstadt als Lebensumfeld, als für die spannendere berufliche Herausforderung. „Wissenschaft und Stadt müssen hier Hand in Hand gehen, und einfach alle Anstrengungen unternehmen, damit die Lebensumgebung, die Stadt, die Willkommenskultur, die Attraktivität da ist.“
Mit Blick auf sein Institut sei er gespannt, wie die weitere Entwicklung verlaufen werde. Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren unterschiedlicher Fakultäten der Universität beteilige man sich gerade am Wettbewerb der Excellence-Cluster- Initiative des Bundes und der Länder. Man habe ein Thema, mit dem man hoffentlich erfolgreich sein werde – das würde viel tun für die Sichtbarkeit der Universität und der Stadt, so Düzel. Spannend sei aktuell zudem die Technologie um die Forschung herum. Da hoffe er, dass noch mehr Start-Ups entstehen, mehr Unternehmensgründungen. Das erhöhe ebenfalls den Anreiz, sich für Magdeburg als Forschungs- und Lebensmittelpunkt zu entscheiden. Sollte die aktuelle Magdeburger Bewerbung erfolgreich sein, würde sich das positiv für die gesamte Universität auswirken. Dann bleiben vielleicht auch mehr junge Leute hier, weil sie eine längerfristige Perspektive hier haben. Die tolle Umgebung, ein lebenswertes, familienfreundliches und internationales Umfeld helfen ebenfalls dabei, junge Absolventinnen und Absolventen zu halten.