2015 war die gebürtige Iranerin Sara Hadjiali zum ersten Mal in Magdeburg: „Ich ging vom Bahnhof direkt zum Domplatz und war total fasziniert, die Stadt hat mich beeindruckt!“
Dieser bemerkenswerte Auftakt und die folgenden zwei Wochen ihres Aufenthaltes haben gereicht, um sich schon damals direkt in die Elbestadt zu verlieben. 2020 hat die Wissenschaftlerin ihren Lebensmittelpunkt von Darmstadt nach Magdeburg verlegt. Heute ist Dr.-Ing. Sara Hadjiali Geschäftsführerin von PPM (Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e. V.).
Doch zunächst ein Blick zurück: Sara Hadjiali ist in Teheran in einem von persischer Kultur geprägtem Elternhaus, in dem mehrere Sprachen gesprochen wurden, geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur ging sie nach Frankfurt/Main, um am Goethe-Institut die deutsche Sprache zu erlernen und Einblicke in das kulturelle und gesellschaftliche Leben eines Landes, das 5.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt ist, zu bekommen. Nach gerade einmal sechs Monaten hatte sie alle Deutschprüfungen bestanden.
Von da aus ging die damals 19-Jährige direkt zum Chemiestudium an die Technische Universität Darmstadt mit Spezialisierung auf physikalische Chemie und abschließender Promotion im Jahr 2019. Für die medizinische Anwendung ihrer Projekte im Bereich des bildgebenden MRT-Verfahrens brauchte die junge Chemikerin während ihres Studiums Mediziner, um die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit in der Praxis zu testen. Ihr Doktorvater in Darmstadt vermittelte den Kontakt zum Leiter der Medizinischen Fakultät des Bereiches Biometrie und Medizinische Informatik (IBMI) in Magdeburg. „So habe ich 2015 die Stadt und zum ersten Mal auch den Osten Deutschlands kennengelernt.“
Mit allen erfolgreichen Abschlüssen in der Tasche war bereits 2019 für die junge Perserin klar: Magdeburg kann die Stadt sein, in der sie wissenschaftlich arbeiten möchte. Nun lebt Sara Hadjiali seit drei Jahren in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt, ist PPM-Geschäftsführerin, hat ein tolles Team, Freunde und ist glücklich. Trotz der zwei schwierigen Pandemiejahre am Anfang ihres Berufseinstiegs.
„Ja, ich fühle mich tatsächlich zu Hause in Magdeburg. Die Magdeburger sind freundlich und weltoffen. Und: Ich habe hier meine Berufung gefunden, den PPM zu führen. Meine Projekte und Ideen umzusetzen, das ist etwas, was mich erfüllt. Das, was ich gesucht habe, fand ich hier: Ich wollte etwas aufbauen, etwas umsetzen. Dieses Privileg habe ich jeden Tag. Und mein Beitrag ist es, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben“, erklärt Sara Hadjiali.
Und da gebe es noch etwas: Trotz der großen Unterschiede zwischen Deutschland - insbesondere dem Osten Deutschlands - und dem Iran, sei einiges ähnlich, gebe es Berührungspunkte, Dinge, die sie an ihre Heimat erinnern.
Beide Länder haben einen gesellschaftlichen Umbruch erlebt, nach dem etwas Neues aufgebaut werden musste. Und sie fügt hinzu, dass es besonders auf dem Gebiet der Arbeit Gemeinsamkeiten gebe. Männer und Frauen seien gleichgestellt: „Auch in der modernen persischen Gesellschaft arbeiten Frauen und Männer, treffen gemeinsame Entscheidungen in ihren Jobs, sind viele Frauen akademisch ausgebildet, so wie ich. Deshalb fühle ich mich hier angekommen.“
Wie international Magdeburg für sie ist? Das Leben in der Stadt mache sichtbar, dass hier auch viele Menschen anderer Länder und Kontinente leben und ihr neues Zuhause gefunden haben. Es sollte noch mehr gute Projekte und Kampagnen zur Integration und internationalen Aufgeschlossenheit geben. „Und hier ist noch Luft nach oben“, ist sich Sara Hadjiali sicher. Vor allem im Bereich der Wirtschaft und in Richtung der Fachkräfte-Gewinnung müsse Magdeburg offener werden und sich breiter aufstellen. „In der großen Ansiedlung des Chipherstellers Intel sehe ich große Chancen für einen Weg, noch unkonventioneller und kreativer zu denken. Dieses „Out-of-the-box-Prinzip“ wird Magdeburg noch internationaler und weltoffener machen.“