Software-Experte Daniel Hernandez Garcia hat im vergangenen Jahr einen ganzen Ozean überquert, um nach Magdeburg zu finden. Geboren wurde der 25-Jährige in Kolumbien, wo er auf die deutsche Schule gegangen ist und sein Abitur abgelegt hat. „Mein Vater hat an einer französischen Schule gelernt. Dahin sollte ich nicht, aber wir sind international veranlagt und meine Eltern fanden das sehr wichtig“, schmunzelt er. An seine Schulzeit in der deutschen Schule in Kolumbien denkt er gern zurück: „Wir haben damals sogar die gleichen Schulbücher benutzt wie die Schulkinder in Deutschland, das habe ich während eines Austauschs gemerkt. Und auch, dass ich irgendwann hierherkommen will“, sagt er. Gelandet ist er mittlerweile beim Digitalisierungsdienstleister Bridgefield, der im Magdeburger Osten sein Domizil hat.
Wie es sich für einen Digitalisierungsdienstleister gehört, fand der Schnuppertag im Unternehmen auch online statt – zum einen wegen der Entfernung zwischen Kolumbien und Deutschland, zum anderen wegen der Corona-Pandemie. „Für mich ging das mitten in der Nacht los, um zwei Uhr morgens, es hat trotzdem Spaß gemacht. Das ist genau dasselbe wie mit meinen Freunden in der Uni zu arbeiten in meinem Arbeitsprojekt“, erzählt er. Nach dem Schnuppertag fiel die Entscheidung für ihn, und binnen drei Monaten kam er nach Deutschland. „Normalerweise dauert es länger, bis alle Formalitäten erledigt sind, zum Glück haben wir es schneller geschafft“, erinnert er sich.
Magdeburg kannte er bis dahin gar nicht. Natürlich ist Magdeburg ganz anders als die riesige Millionenstadt Bogota. An einem Frühlingstag im Jahr 2022 kam er hier an: „Magdeburg riecht anders, fühlt sich anders an. Es war kälter hier, aber es war so schön, wieder Deutsch zu hören. Und auch ein bisschen traurig, weil meine Familie so weit weg ist.“ Nach 25 Stunden Flug erreicht er völlig erschöpft die Landeshauptstadt an der Elbe, holte am nächsten Tag gleich die Schlüssel für seine Wohnung ab. „Alle waren sehr nett zu mir, das hat mir den Anfang viel leichter gemacht“, sagt er. Seine Familie fehlt ihm trotzdem immer noch sehr.
Freunde hat Daniel Hernandez Garcia schon gefunden. „Ich komme mit den meisten Menschen gut aus, bisher habe ich noch mit jedem Menschen ein Gesprächsthema gefunden“, sagt Garcia und lacht. Magdeburg hat er schon für sich entdeckt, schätzt die Ruhe und den Platz hier: „Am Anfang hat sich Magdeburg von der Größe her angefühlt wie eine Kleinstadt, dabei ist es eine Großstadt. Nicht so viel Aufruhr, nicht so viel Lärm, trotzdem kann ich hier viel machen. Der Herrenkrug-Park ist so schön und so nah dran. Mit 15 Minuten zu Fuß bin ich schon mittendrin. In Bogota gibt es so etwas nicht, da muss man erst stundenlang aus der Stadt herausfahren.“ Auch mit den anderen Mitarbeitenden bei Bridgefield unternimmt er viel: „Wir haben eine Klettergruppe unter den Kollegen und Kolleginnen, wir haben auch schon gemeinsam Minigolf gespielt.“
Den Schritt nach Magdeburg hat Garcia nicht bereut: „Ja, der Unterschied zwischen den Kulturen ist groß. Doch ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und Magdeburg hat für mich alles, was ich brauche. Die Stadt ist weltoffen, international, ich habe sogar schon andere Menschen aus Südamerika kennengelernt. Das Leben hier ist nicht so teuer, und ich kann mir vorstellen, dass ich länger hierbleibe und vielleicht noch etwas studiere. Man kann schnell in Berlin, Hamburg, Leipzig sein, das macht richtig Spaß.“ Wenn er mittlerweile von Reisen durch Europa nach Magdeburg zurückkehrt, dann kommt er nach Hause – und dabei hatte er sich am Anfang erst einmal nur sechs Monate gegeben. „Ich habe gedacht, ich schaue erst mal ein halbes Jahr, und wenn es nicht klappt, dann gehe ich zurück. Die sechs Monate waren vorbei, und noch mal sechs Monate, und wer weiß, was das Leben hier noch bringt“, sagt er. Für seine Zeit in Magdeburg hat Daniel Hernandez Garcia auf jeden Fall noch viele Ideen.