Mit elf ist sie zum ersten Mal umgezogen. Die Familie tauschte die langen kalten Winter Sibiriens, die sie in einem kleinen Ort Nahe des Baikalsees erlebten, gegen die Wärme Südrusslands. Krasnodar wurde das neue Zuhause von Nataliya Velten. Das Leben in der Großstadt hat sie geprägt – sie ist ein Stadtmensch. Dass Magdeburg an einem Fluss liegt, erinnert sie an ihre Heimatstadt, ebenso die Birken am Herrenkrug. „Bäume aus meiner Kindheit“, sagt die zweifache Mutter.
Nach Deutschland kam sie der Liebe wegen. In Krasnodar hat sie ihren deutschen Mann kennengelernt, der für einen großen Landmaschinenhersteller ein zweites Werk dort mit aufbaute. Ihr Start in Deutschland war nicht nur einfach, erinnert sie sich. Nicht nur, weil es zunächst in eine kleine Stadt nach Nordrhein-Westfalen ging. Sie musste dringend Deutsch lernen, die Grundkenntnisse waren schlicht zu wenig, um wirklich Fuß zu fassen, sagt Nataliya Velten. Sie wollte wieder arbeiten, hatte sie doch zuletzt in Russland für den großen Lebensmittelkonzern Pepsi gearbeitet, war verantwortlich für den russlandweiten Vertrieb von Milchprodukten. Sie kommunizierte viel auf Englisch und dachte, in der Europäischen Union damit problemlos einen Job zu finden. Eine Hoffnung, die enttäuscht wurde. Als sie mit ihrem Mann 2016 nach Deutschland kam, erfüllte sie noch ihren Jahresvertrag vom Homeoffice aus. „Dann habe ich mit meiner Integration begonnen“, berichtet Velten. Drei Sprachkurse hintereinander, Integrationskurs im Anschluss.
Seit Sommer 2018 lebt sie in Magdeburg, hier hatte ihr Mann studiert, seine Eltern wohnen im Umland. Er wollte gerne wieder in der Nähe seiner Familie sein, suchte sich eine neue Arbeit. Magdeburg hatte sie 2015 erstmals besucht, war beeindruckt von Dom und Hundertwasserhaus. „Damals habe ich gedacht, hier könnte man leben“, sagt Nataliya Velten. Nicht wissend, dass sie ihr Weg tatsächlich hierherführen würde. So, wie sie nie gedacht hätte, mal aus Russland wegzugehen. Doch ihr Motto ist „Never say never. Ich vertraue dem Leben. Alles was kommt, nehme ich mit Dankbarkeit.“
Der Empfang in der Familie war herzlich, auch ihr Kollegenkreis in der Volksbank Magdeburg, in der sie seit Mitte 2022 arbeitet, habe sie gut aufgenommen. Vorher war sie eine Weile zuhause, genoss Zeit mit ihrem inzwischen vierjährigen Sohn. „Bei meiner Tochter damals musste ich sehr schnell wieder arbeiten gehen.“ Die mittlerweile 20-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung auch in der Volksbank Magdeburg. Für die Stadt habe sich ihre Tochter bewusst entschieden, was die Mutter freut. Nataliya Velten verfügt über viel Erfahrung in Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement und Großkundenbetreuung, nur die Eigenheiten des Finanzwesens muss sie noch lernen. Die neue Arbeit macht ihr großen Spaß, sie lernt viele Menschen kennen. Arbeit sei für ihre eigene Entwicklung wichtig, sagt Nataliya Velten. Die Möglichkeit, dass in Teilzeit und mobilem Arbeiten zu tun, sei eine ganz neue Erfahrung. So bleibe nicht nur Zeit für die Familie, sondern auch für Hobbys – sie züchtet Tomaten aus Russland im eigenen Garten, Beeren, Blumen, wandert gern.
An Magdeburg liebt sie das viele Grün, der Elbauenpark ist ihr Lieblingsort in der Stadt. Sie liebt den Domplatz, die vielen Geh- und Radwege. „Ich gehe jeden Tag zu Fuß zur Arbeit.“ Diesen Weg genieße sie sehr, die Blicke auf den Fluss, auf den Domplatz. Und dabei bemerke sie, dass viele Menschen wie sie eine andere Muttersprache sprechen. International ist die Stadt durchaus, und die Grundlagen für Familien seien sehr gut.