Wenn Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan in seinem Büro am Schreibtisch sitzt, schaut ihm Otto von Guericke von einem Gemälde über die Schulter. Der Namenspatron der Magdeburger Universität prägte im 17. Jahrhundert als Bürgermeister die Stadt, forschte unermüdlich als Naturwissenschaftler. „Er war wissensdurstig, zupackend und weltoffen“, sagt der Rektor der Universität. Dem Universalgenie hätte sicher gefallen, was in 30 Jahren alles auf dem Campus, in den Laboren, Werkstätten, Büros und Hörsälen geschehen ist.
1993 wurde die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg neugegründet. Technische Universität, Pädagogische Hochschule und Medizinische Akademie hatten sich zur Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg (OVGU) zusammengetan. Die feiert in diesem Jahr vielfältig ihr 30. Jubiläum, und ihr Rektor sagt: „Die Universität hat eine erstaunliche Entwicklung hingelegt.“
Vor 30 Jahren waren 6.500 Studierende in Magdeburg eingeschrieben. Weniger als drei Prozent kamen damals nicht aus Deutschland. „Das“, sagt Prof. Jens Strackeljan, „sieht heute ganz anders aus“. Die Statistik zeigt: Die Studierendenzahl hat sich mehr als verdoppelt. Und sie hat sich international gemischt. Mehr als 4.000 Studenten und Studentinnen lernen hier, sie kommen aus etwa 111 Nationen. Auch zahlreiche Lehrende sind „Internationale“ an der Magdeburger Universität.
Abseits der Statistik sei das auch greifbar geworden, so der Rektor. „Bei uns hören Sie auf dem Campus zahlreiche Sprachen, vielerorts wird nur englisch gesprochen. Wir sind in den vergangenen Jahren viel internationaler geworden.“ Das möchte die Uni jetzt noch weiter ausbauen. Etwa sieben Prozent aller Studierenden kommt aus Staaten der Europäischen Union (EU). „Es ist unser erklärtes Ziel, diese Zahl mindestens zu verdoppeln“, sagt Prof. Jens Strackeljan.
Als Mitglied des neu gegründeten Universitätsnetzwerkes EU GREEEN möchte die Uni Magdeburg mit den neun beteiligten europäischen Universitäten künftig eng in Forschung, Lehre und Verwaltung zusammenarbeiten. Weiteres Ziel der europäischen Universitäts-Allianz: Unter dem Titel „Europäische Hochschule“ soll ein gemeinsamer Campus aufgebaut werden, auf dem der europäische Gedanke gelebt wird, erklärt der Rektor. Was zunächst nüchtern betrachtet so aussieht, als würde man „nur“ eine gemeinsame Infrastruktur, universitäre Abläufe und Prozesse gestalten, sieht Prof. Jens Strackeljan als „große Chance“. Er sagt: „Wenn es uns gelingt, die neuen Strukturen aktiv zu nutzen, eröffnen sich für die Universität Magdeburg enorme Entwicklungschancen und für alle Uni-Angehörigen tolle Möglichkeiten.“ Als Mitglied von EU GREEN könne sich die Universität Magdeburg zudem um Fördermittel bei nationalen und internationalen Förderprogrammen bewerben. „Die Hochschulallianz könnte uns viele Türen öffnen. Wir bündeln unsere Kräfte und werden uns aktiv an der Entstehung neuer Hochschulmodelle in Europa beteiligen“, so der Rektor. Ein Vorteil: „Durch gemeinsame europäische Abschlüsse und Forschungskooperationen stärken wir Attraktivität von Forschung und Lehre an der Uni in Magdeburg.“ Das Netzwerk sei bereits fest verankert in der Magdeburger Uni und arbeitet mit sechs Mitarbeitenden intensiv an der Umsetzung.
Ein weiterer Baustein für die gelebte Internationalität ist das Welcome-Center, das derzeit am Eingangstor der Uni entsteht und allen Angeboten und Initiativen zur Unterstützung ausländischer Studierender Raum geben soll. Während sich im oberen Bereich damit „Fenster zur Welt öffnen“ soll, entsteht im Untergeschoss ein auf Nachhaltigkeit ausgelegtes „Server-Hotel“.
Nachhaltig ist ein Wort, das Prof. Jens Strackeljan oft benutzt und damit nicht nur den Klima- und Umweltschutz anspricht. Dem Rektor geht es auch um langfristige Konzepte – beispielsweise zur Begleitung der Intel-Ansiedlung. Die Uni baut auf: bilinguale Studienrichtungen, einen speziellen Halbleiterstudiengang oder ein Ausbildungsangebot zur Mikrotechnolgie sowie mehr zweisprachige Angebote. „Durch Intel und nachfolgende Ansiedlungen wird die Region deutlich attraktiver für unsere Absolventinnen und Absolventen“, sagt Prof. Jens Strackeljan. Zugleich werde „Magdeburg noch mehr internationales Flair erhalten“. Auch das hätte Otto von Guericke wohl gern über Magdeburg gehört.