Nach dem Abitur am Sportgymnasium studierte Hagen Reum, der sich als Ur-Magdeburger bezeichnet, hier an der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Der Hochschulstandort bietet viele Perspektiven und renommierte Studiengänge. Da ich etwas Kreatives machen wollte, fiel die Wahl auf Architektur. Baustellen faszinierten mich schon als Kind. An der Hochschule erlebte ich eine sehr gute Betreuung durch freigeistige Professoren.“
Schon während des Studiums stieg er als Praktikant bei der Assmann Bauen beraten und planen GmbH ein. Assmann ist eines der national und international agierenden Ingenieurbüros welches in den 1990ern nach der Wende, eine strategische Dependance in der Landeshauptstadt aufgemacht hatte. Die international agierende Firma stellte Reum nach Studienabschluss ein und schickte ihn auch zu ausländischen Bauprojekten: „Der weiteste Entsendeauftrag führte nach Accra in Ghana, in ein Entwicklungshilfeprojekt. Ich reiste immer schon gern, ließ mich also gern entsenden – allerdings immer im Bewusstsein, dass Magdeburg die Heimat und der Ankerort ist“, erinnert sich der heutige Betriebsleiter. „In Russland boomte die Wirtschaft, deutsche Expertise wurde geschätzt. Meine Firma hatte Standorte in Moskau und St. Petersburg und plante von Wladiwostok ganz im Osten bis Krasnodar am südwestlichen Zipfel. Ich konnte tolle Projekte mitbetreuen: Neue Terminals des Moskauer Flughafens inklusive Expressbahnhof, ganze Industriegebiete für Daimler sowie als Generalplaner eine Neuansiedelung von VW bei Moskau begleiten. Eine kleinere Halbleiterfabrik planten wir für Russland, zudem Brauereiprojekte an der Wolga oder ganze Holzverarbeitungskomplexe mit Paiermühle, Sägewerk und nötiger Infrastruktur.“
Nach den Ausflügen in die weite Welt zog es ihn immer wieder heim. „Ich wechselte als Planer in ein anderes Top 10 Planungsbüro, der PBR AG, wo ich nochmals Neues lernen wollte. Doch statt, wie eigentlich gedacht, hier mit meiner Magdeburger Frau und Kindern sesshafter zu werden, bot sich die Chance zur Projektleitung für den Bau des Headquaters vom Vertrieb der Audi AG in Ingolstadt. 96.000 Quadratmeter Bürofläche inklusive Betriebsgastronomie für 2.500 Mitarbeiter waren zu in Generalverantwortung durch pbr ab Leistungsphase 3 zu planen. Dabei hatte ich hier längst ein Haus gebaut, wie es sich für einen Architekten gehört, und wollte das nun auch mal öfter sehen, nicht nur für ein paar Stunden am Wochenende.“ Also trat er 2017 die reizvolle Aufgabe bei der Stadt an und leitet nun deren Gebäudemanagement. Stadthalle und Hyparschale am Stadtpark sind die bekanntesten Sanierungs-Projekte des Gebäudemanagements. „Solche Signaturbauten, die sonst an Namenhafte Architekten wie Foster oder Calatrava geknüpft sind begeistern mich – wir haben vergleichbares, man muss dafür nicht immer nach New York oder Sevilla.“ Doch wurden vom Bauherrn der Stadt auch viele Schulen mit neuester Digitalausstattung sowie barrierefrei geplant und betreut.
„Magdeburg hat sich sehr positiv entwickelt“, findet der Weitgereiste: „Gerade wenn man viele Städte kennen und schätzen lernte, weiß man, wie gut Magdeburg ist. Moskau ist eine gigantische Metropole – doch dort lebt es sich nicht einfach: Verkehrsprobleme, viele Menschen auf wenig Raum, Umweltverschmutzung, hohe Lebenshaltungskosten. Magdeburg ist da ruhiger. Wir haben die grüne Lunge ringsherum. Hier riecht es nicht nur besser als in Moskau, sondern wir haben auch eine tolle Kulturlandschaft mit Großstadtniveau. Das sind Vorteile. Auch dass man in 25 Minuten quer durch die Stadt kommt, unterscheidet uns von Staustädten wie Stuttgart oder Moskau. Unsere Problemchen hier wirken im Vergleich mit anderen Städten wie ein Witz.
Über die voranschreitende Internationalität freut sich Reum: „Zu DDR-Zeiten hörte man kaum Fremdsprachen. Heute hört man an der Ampel Englisch, Spanisch oder Portugiesisch. Gerade durch die Hochschulen kommen junge Leute aus der ganzen Welt, um hier eine Ausbildung zu erhalten. Auch gastronomisch und touristisch bildet sich diese Vielfalt, die man früher nur aus Berlin kannte, wunderbar ab. Ich war schon als Kind viel gereist und hatte nie Berührungsängste und kam immer mit Leuten aus allen Ländern klar.“ Seine Auslandsaufenthalte haben seine Perspektive auf Schönheiten und Vorteile der eigenen Heimatstadt verändert, konstatiert der Planer: „Die Magdeburger reisen gern, oft brauchen sie lange, um festzustellen, was für tolle Angebote es in der eigenen Stadt gibt. Wir haben es hier sehr gut. Und nun kommt auch die internationale Wirtschaft zu uns. Ich bin glücklich zu sehen, wie international Magdeburg geworden ist.“