Als vor mehr als 20 Jahren das Thema Energie und ihre effiziente Verwendung noch gar nicht überall auf der Tagesordnung stand, spielte es für den Argentinier Roberto Leidhold schon eine wichtige Rolle. Er studierte in seinem Heimatland an der Universidad Nacional de Cordoba Ingenieurwissenschaften mit dem Schwerpunkt Elektronik. Es folgte die Promotion an der Universität in La Plata zum Thema regenerative Energieverwendung am Beispiel eines Mikro-Windkraftwerks. Dem folgte ein Stipendium der Humboldt-Stiftung und damit der Weg nach Deutschland. Dort, an der Technischen Universität in Darmstadt, wirkte er als Vertretungsprofessor am Institut für Stromrichtertechnik und Antriebsregelung. 2011 zog ihn eine Professur für Elektrische Antriebssysteme an der Otto-von-Guericke-Universität nach Magdeburg.
14 000 Kilometer weit und fast zwei Jahrzehnte lang weg von Argentinien: Ist man da schon in der neuen Heimat angekommen?
„Ich fühle mich in Magdeburg sehr wohl, auch wenn es doch deutliche Unterschiede im Wesen und der Lebensart gibt. Meine Frau, auch eine Argentinierin, und vor allem unsere drei Kinder, die in Magdeburg aufgewachsen sind und zur Schule gehen, lassen uns hier heimisch sein.“
Roberto Leidhold ist Ingenieur und Wissenschaftler aus Leidenschaft. „Die Arbeit ist mein Hobby“, lacht er und erklärt, dass er auch zu Hause häufig grübelt, wie man eine Haushaltsmaschine oder ähnliches noch besser und effizienter machen könnte. Und er ist davon begeistert, dass man Ingenieurwissenschaften hier viel intensiver betreiben könne, weil es ein industrielles Umfeld gebe, in dem Forschung und Entwicklung betrieben werde. Wenn dann ein Unternehmen den Kontakt zur Universität sucht, um gemeinsam mit den Wissenschaftlern an neuen Lösungen zu arbeiten, dann ist das genau nach seinem Geschmack.
„Solche Bedeutung misst man in Argentinien den Ingenieurwissenschaften nicht bei. Dort kauft man bewährte Technologie. Ich staune deshalb manchmal, dass trotzdem häufig interessante wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem Fachgebiet erscheinen.“
Als Vater von drei Kindern ist es Roberto Leidhold sehr wichtig, wie sich die Kinder hier in Magdeburg wohlfühlen. „Magdeburg, das ist mir gleich aufgefallen, ist eine sehr familienfreundliche Stadt. Am schönsten fand ich, dass die Spielplätze reichlich von vielen Kindern genutzt wurden.“
Dem Professor ist auch aufgefallen, wie sich die Stadt in den zurückliegenden zehn Jahren doch sehr zu ihrem Vorteil verändert hat. Grün war sie damals schon, doch inzwischen sei sie vor allem auch bunter geworden. In den Straßen hört man immer mehr verschiedene Sprachen, vieles ist offener und internationaler geworden.
Internationalität ist für ihn an der Universität selbstverständlich, denn hier lehrt er vor Studenten aus vielen Ländern. Besonders freut ihn, dass es seit kurzem nun auch ein studentisches Austauschprogramm mit Argentinien gibt.
Das Forschungsgebiet von Professor Leidhold könnte dringender und aktueller nicht sein. Die Energiewende bedeutet für ihn nicht nur die Erzeugung, wie beispielsweise ein Projekt von Wassermühlen in den Flüssen, sondern vor allem die Effizienz von elektrischen Antriebsmaschinen. Nicht nur mehr Strom, sondern mit dem vorhandenen Strom bessere Leistung erzielen. Das ist auch eine Einsparmöglichkeit.
Eher nachdenklich macht den Wissenschaftler, dass angesichts der Energie- und Klimawende, des sparsamen Umgangs mit Rohstoffen, der notwendigen Automatisierungs- und Regelungstechnik nicht viel mehr junge Leute zu den Ingenieurwissenschaften drängen. Aber da gibt er die Hoffnung nicht auf und wirbt für sein Fachgebiet.
Er schätzt vor allem für seine wissenschaftliche Arbeit an der Universität Merkmale, wie Organisation, Planung, verlässliche und vorausschaubare Übereinkünfte, auf die man sich verlassen kann.
„Das macht vieles leichter, und man kann sich auf seine Aufgaben konzentrieren. Allerdings würde ich mir auch etwas wünschen, was meine Landsleute perfekt beherrschen: Gelassenheit.“, sagt er lächelnd.