Máté Bíró spielt am Theater Magdeburg seit zwei Jahren im Orchester die Basstuba. Der 28-Jährige stammt aus Cegléd in Ungarn und hatte schon von Kindesbeinen an eine große Liebe für sein Instrument: „Ich wusste schon mit vier Jahren ganz genau, was ich machen will: Tuba spielen und davon leben“, sagt er. Schon früh kam er über Konzerte mit der Tuba in Berührung. Fasziniert hat ihn der warme Klang des großen Instruments, der das Fundament für die Stücke gibt. Nach einem besonders faszinierenden Konzert sprach ihn der Dirigent an, weil er so über das Instrument gestaunt hatte. Seine Mutter spielte und lehrte Querflöte und Blockflöte und hatte dem jungen Máté beinahe verboten, mit der Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. „Sie wusste genau, wie schwer das ist, und es ist auch heute immer noch nicht so ganz einfach in Ungarn“, sagt Bíró. Das sei auch vor der Wende schon so gewesen, berichtet er. „Ich habe natürlich keinen hundertprozentigen Einblick, weil ich nach der Wende geboren bin, aber an vielen Stellen wie zum Beispiel in der ungarischen Staatsoper treffen verschiedene Mentalitäten aufeinander, die sonst nicht unbedingt miteinander auskommen“, erzählt er.
Mit sieben Jahren fing Bíró wie die anderen Blasinstrument Schülerinnen und -Schüler auch mit der Blockflöte an. „Die Tuba ist in dem Alter auch noch zu groß, aber da muss man einfach klein anfangen“, sagt er schmunzelnd. Heute lässt er kleine Mädchen und Jungen einmal schauen, wie man erst Flöte, dann Horn oder Posaune oder eben auch die Tuba spielt. Ihm selbst erging es auch so, bis er körperlich groß genug war, um sein Traum-Instrument zu spielen. Zwölf Jahre alt war er da. „Da waren allerdings auch erst mal andere Dinge spannend als mit dem Instrument zu üben“, gibt er zu. Erst ein, zwei Jahre später fing er richtig mit dem Üben an. Dazu kam, dass er das Spiel ganz neu lernen musste. „Ein Horn, das ich bis dahin gespielt habe, ist auf B gestimmt, die Tuba aber auf F. Man muss also alle Griffe ganz neu lernen. Das war dem Teenager-Hirn im ersten Moment zu viel“, sagt Bíró heute.
Trotzdem kam die Lust auf die Tuba und die Musik wieder, und am Musikgymnasium in Budapest lernte er sein Instrument von Grund auf, dazu Musiktheorie und -geschichte, Musikwissenschaft und wie man mit der Studiotechnik umgeht. Nach dem Abitur kam er zum Studium nach Mannheim in Deutschland. Bachelor und Master of Music hat er dort erlangt. Währenddessen spielte er schon in zwei Orchestern und konnte so Bühnenerfahrung sammeln. Ein Stipendium ermöglichte es ihm, entspannter Musik zu machen und auch mit verschiedenen Orchestern zu reisen und zu musizieren. Im Dezember 2019 bekam er eine Akademistenstelle bei der Berliner Philharmonie, dann hielt die Corona-Pandemie die Kultur an, Konzerte fanden nur noch ohne Publikum statt. Ein Probespiel 2021 am Theater Magdeburg führte ihn an die Elbe.
Von seiner neuen Heimat ist er begeistert. „Die Stadt ist wirklich schön, viele Gebäude sind saniert oder neu gebaut.“ Im Orchester fühlt er sich wohl, auch wenn es natürlich kleiner ist als die Berliner Philharmoniker. „Ich mag es, wenn ich noch Luft zum Atmen habe, in zu großen Städten ist es mir zu unruhig. Ich kann hier frei atmen und spielen“, erzählt er. Abwechslungsreich, gelegentlich sehr anstrengend sei die Arbeit am Theater Magdeburg. Sinfoniekonzert, Oper, Ballett, Musical – das alles steht nun auf seinem Arbeitsplan.
Wenn er nicht gerade in seiner Freizeit mit der Tuba übt, bereist er mit seiner Ehefrau die Hauptstädte Europas – etwas Zeit ist noch da für Dinge, die nicht nur mit Musik zu tun haben. Mit seiner Frau lebt Máté Bíró in Magdeburg, liebt das viele Grün in den Parks und den Quartieren. Er fühlt sich in Magdeburg genauso zu Hause, wie er sich in Budapest, Mannheim oder auch Berlin gefühlt hat. Schön sei es hier, und die vielen Studierenden an Universität und Hochschule tragen zur offenen Atmosphäre bei, sagt er.