Tatyana Nindel ist eine faszinierende Persönlichkeit in der Kunstwelt. Die Ukrainerin lebt seit 20 Jahren in Magdeburg und betreibt dort die namhafte Galerie fabra ars. Durch ihre Arbeit und ihr ehrenamtliches Engagement lernte die Ukrainerin interessante Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt kennen.
Sie war fasziniert von der Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen. Aus dem Interesse wurde Leidenschaft und so entstand die Idee, den internationalen Künstlerinnen und Künstler eine Möglichkeit zu bieten, ihre einzigartigen Kunstwerke über eine Galerie in Deutschland und Europa zu vermarkten. Die perfekte Lösung dafür: die „Grüne Zitadelle“ in Magdeburg. Seit 2021 ist fabra ars in den Räumen der ältesten Galerie der Landeshauptstadt, der Burg Galerie, beheimatet.
Tatyana Nindel, die 2003 nach Magdeburg kam, um an der Otto-von-Guericke-Universität Germanistik zu studieren, schwärmt über die Stadt, die mittlerweile ihre zweite Heimat geworden ist: „Wie sich Magdeburg in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt hat, ist gigantisch.“ Es gebe wunderbare Stadtviertel, wo jetzt im Gegensatz zu früher das Leben pulsiere. „Künstlerviertel, die Elb-Promenade, Fabriken, die zu schönen Wohnhäusern umgebaut wurden, Cafés, tolle Hotels, Restaurants, eine aufstrebende Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung – das ist
Magdeburg heute.“
Die visionäre Unternehmerin, die vor ihrem Leben als Galeristin ein gut gehendes Übersetzungsbüro leitete, weiß auch, dass Magdeburg noch große Potenziale hat. Allein durch die bevorstehende Ansiedlung der Chipfabrik Intel würden viele internationale Fachkräfte kommen. „Wir müssen sie mit offenen Armen empfangen, ebenso wie Magdeburg mich empfangen hat.“ Sie sei nach wie vor begeistert über das große Vertrauen, das ihr die Stadt entgegen gebracht habe, als sie die Kunstgalerie gründete. „Ich bin unsagbar stolz darauf.“
In ihren Augen sei Magdeburg auf einem guten Weg, internationaler zu werden. Es habe sich schon viel getan: Die Gesellschaft habe erkannt, dass Deutschland durch internationale Fachkräfte nur gewinnen kann. „Wir müssen vertrauen, Ängste abbauen, aufklären und die Zukunft als Chance betrachten. Alles Fremde ist eine Bereicherung. Wenn die Projekte, die hier bevorstehen, realisiert werden, dann wird Magdeburg, blühen und gedeihen und wird noch cooler sein, als Leipzig oder Berlin“, ist sich die engagierte Galeristin mit der positiven Ausstrahlung sicher.
Ob die Magdeburgerinnen und Magdeburger weltoffen sind? Ja, das habe sie hautnah erleben können, als in ihrem Heimatland der Krieg ausgebrochen ist. Die enorme Spendenbereitschaft und unfassbare Hilfsbereitschaft der Magdeburgerinnen und Magdeburger bleiben für die Ukrainerin, die in Charkow geboren und aufgewachsen ist, „unvergessen“. Die Räume der Galerie waren voll mit Medikamenten, Decken, Kleidung, warmes Essen für die Helfenden. Viele Familien haben wildfremde Menschen, Frauen mit Kindern, bei sich aufgenommen. Daraus sind Freundschaften entstanden. Auch das sei eine Art Weltoffenheit, so Tatyana Nindel noch heute gerührt und weiter: „Ich habe geweint, vor Schmerz, vor Dankbarkeit, aber auch vor Stolz darüber, was Deutschland für die Ukraine geleistet hat und immer noch leistet, trotz der Flüchtlingskrise im Jahr 2015.“
Eigentlich wollte die Germanistin nach dem Studium zurück in die Ukraine gehen. Aber das Schicksal – die Liebe – hat anders entschieden. Sie habe einen deutschen Mann geheiratet, mit dem sie ein gemeinsames Kind hat. „Ich habe so viele Freunde hier gefunden und nie irgendwelche Abgrenzung gespürt.“ Tatyana Nindel wollte Spuren hinterlassen. Das ist ihr gelungen. Ihr Engagement hat dazu beigetragen, die Künstlerlandschaft in der Landeshauptstadt Magdeburg zu bereichern. Die Galerie fabra ars ist zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Kunstliebhaberinnen und -liebhaber sowie Sammlerinnen und Sammler geworden.
Für die starke Verfechterin der kulturellen Vielfalt und des interkulturellen Austausches „ist Kunst etwas sehr Ansteckendes und wenn du erstmal infiziert bist, dann kommst Du da nicht wieder raus“.