Gerade mal ein Jahr ist die Vietnamesin Minh Chau Le (u.3.v.r.) in Magdeburg. Die deutsche Sprache fällt noch schwer, doch die 23 Jahre junge Frau aus Ho-Chi-Minh-Stadt kann sich bereits ganz gut verständigen. Es war ein langer Weg vom Saigon Fluss ihrer Heimat an die Elbe, den sie vor allem mit der Unterstützung des Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft, einer gemeinnützigen GmbH, mit Engagement und Willen gegangen ist. Sie wollte, insbesondere auch durch Corona motiviert, Hilfe für Kranke und Alte leisten. Ihr Ziel ist der Beruf der Pflegekraft in der Krankenpflege. Thilo Reichelt (o.2.v.l.), Geschäftsführer des Europäischen Bildungswerkes für Beruf und Gesellschaft, kennt sich bestens aus mit den Schwierigkeiten und Problemen junger Leute aus vielen Ländern der Welt bei der Eingliederung in das Berufsleben in Deutschland.
„Wir haben seit fast 30 Jahren Erfahrung damit, junge Menschen aus vielen Ländern eine Perspektive für ihr Leben zu geben, ihnen Hilfe und Unterstützung beim Erlernen der Sprache, aber auch bei den normalen bürokratischen Wegen für das Einleben in einem für sie fremden Land zu geben. Ich war selbst oft in Vietnam und in China, habe erlebt, wie motiviert und wissbegierig die künftigen Azubis sind. Das sind natürlich gute Voraussetzungen, denn sie bringen an vielen Stellen genau die Tugenden mit, wenn ich das mal so nennen darf, die wir für eine erfolgreiche Berufsausbildung brauchen.“
Am Anfang ging es vor allem um Altenpflege. Das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft, das den theoretischen Teil der Berufsausbildung abdeckt und auch die Koordination mit den Pflegeeinrichtungen für die praktische Ausbildung übernimmt, bildet jetzt nach den neuen Richtlinien Pflegefachkräfte aus.
In einem besonderen Projekt hat die EBG im letzten Jahr eine Kooperation mit der Universitätsklinik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg geschlossen. 15 junge Vietnamesen erhielten von der Uni-Klinik einen Ausbildungsvertrag. Den theoretischen Teil der Ausbildung hat das Europäische Bildungswerk übernommen. Stefanie Karbe (u.4.v.l.), Projektkoordinatorin International des Europäischen Bildungswerks, ist die unmittelbare Ansprechpartnerin für alle Fragen der Auszubildenden.
„Ich bin die Schnittstelle zwischen der schulischen Ausbildung, der praktischen Tätigkeit in der Klinik, kümmere mich um bürokratische Anforderungen beispielsweise der Ausländerbehörde und den Zugang zum Sprachkurs. Die Azubis sind schon sehr gut ausgelastet, und es gibt ja auch immer mal persönliche Probleme, wenn man weit weg von der Heimat und den Eltern ein neues Leben beginnt.“
Die 15 Vietnamesinnen und Vietnamesen sind hochmotiviert. Und das ist kein Wunder, denn im Grunde sind sie aus einer Vielzahl von Bewerberinnen und Bewerbern sozusagen handverlesen. Thilo Reichelt legt großen Wert auf die Motivation der Bewerberinnen und Bewerber. Er erzählt, dass es nicht darauf ankomme, angehende Fachkräfte irgendwo anzuwerben, um sie dann ihrem Schicksal zu überlassen. So etwas gibt es beim Europäischen Bildungswerk nicht. Hier werden die Bewerberinnen und Bewerber im übertragenen Sinn an die Hand genommen und gut ausgebildet, um dann erfolgreich in den Beruf zu starten.
„Wenn wir den Erfolg unserer Arbeit erleben, indem man hier oder da einen der ehemaligen Auszubildenden an verantwortlicher Stelle wiedertreffen, dann ist das schon ein schönes Gefühl“, erzählt Thilo Reichelt mit sichtbarem Stolz. Minh Chau Le ist dafür ein sichtbares Beispiel. Sie fühlt sich in Magdeburg wohl, genießt die Internationalität der Stadt, vermisst aber auch die vielen Garküchen in den Straßen. Sie ist die Klassensprecherin und hat es manchmal nicht leicht, die Interessen ihrer Landsleute alle unter einen Hut zu bekommen.
„Das ist schon eine ziemliche Herausforderung“, lacht sie, „doch es macht auch Spaß. Hat sie Pläne nach der Ausbildung zur Krankenpflegerin?„Natürlich“, erklärt die 23-jährige temperamentvoll, „gern würde ich mich weiterqualifizieren, dazulernen und vielleicht irgendwann dann auch mal studieren. Meine Zukunft ist in Magdeburg.“