Hat Frankreich Sie verändert? Sandra Schödl überlegt einen Moment, ehe sie antwortet. „Ich habe gesehen, dass die Welt wahnsinnig groß ist, und dass es auf der Welt eigentlich nur zwei Arten von Menschen gibt, die Guten und die weniger Guten.“

Die Juristin ist in Magdeburg aufgewachsen, die Stadt ist ihre Heimat geblieben, auch wenn sie 8 Jahre weg war. Nach dem Abitur ging sie nach Jena, studierte Rechtswissenschaften. Dass es sie für fast ein Jahr nach Frankreich verschlagen sollte, ahnte sie zu Beginn ihres Studiums nicht. Dafür war ein Plakat ausschlaggebend. So, wie es auch ein Plakat war, das sie auf Jena als Studienort aufmerksam gemacht hatte.

Das thüringische Jena ist eine Studentenstadt, sie genoss die kulturellen Angebote, trieb viel Sport, ackerte sich durch die Fachliteratur, lernte und lernte. Und fragte sich irgendwann: Willst Du das wirklich? Nach fast vier Jahren Studium wollte sie die Exmatrikulation beantragen, als es wieder ein Plakat war, das ihrem Leben eine etwas andere Richtung gab. Als sie in der Warteschlange vor dem Studentenbüro stand, fiel ihr Blick auf eine Werbung für das Erasmus-Programm. Betriebswirtschaftler waren gesucht, die eine Zeit im Ausland studieren wollten. Nun studierte Sandra Schödl aber Jura. Sie fragte trotzdem und weil so viele Plätze frei waren, klappte es. „Allerdings waren die englischsprachigen Austauschplätze schon alle vergeben“, erinnert sie sich. Also entschied sie sich für Frankreich. „Ich ging nach Lyon, ohne ein Wort Französisch zu sprechen.“ Sie büffelte fünf Tage in der Woche die für sie zunächst fremde Sprache und kämpfte sich durch die französische Bürokratie. Allein die Beantragung eines Ausweises, ohne ausreichende Sprachkenntnisse, gestaltete sich als etwas schwierig. Aber selbst Ausländerin zu sein, sei für sie nicht mit negativen Erfahrungen verbunden gewesen, berichtet sie.

Die Studienzeit in Lyon bescherte der aufgeschlossenen Frau auch neue Freunde. Die meisten von ihnen kamen wie sie aus anderen Ländern, da französische und internationale Studierende eher getrennt unterrichtet wurden. „Das ist hier an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg anders, da sitzen die ausländischen Studenten mitten in den deutschen Seminargruppen. Das finde ich besser.“

Dennoch, missen möchte sie ihre Freundschaften nicht, führten sie diese anschließend auch nach Spanien und Argentinien.

Ihr beruflicher Weg führte sie nach der Zeit in Lyon zurück in das heimatliche Magdeburg. „Ich habe die Zeit genutzt, um mir klar zu werden, was ich beruflich will.“ Sie spürte, dass die Juristerei ihr lag, sogar Spaß machte, also setzte sie das Studium in Jena fort. Ihr Referendariat absolvierte sie in der Altmark. Nach dem Abschlussexamen begann sie in Magdeburg zu arbeiten.

In die Ferne zog es sie nicht, sagt sie, zumindest nicht beruflich. „Heimat ist eben Heimat. Die Welt erkunden kann ich von überall.“ Wobei sie dann ergänzt, dass die Zeit in Frankreich sie schon auch etwas verändert hat. „Ich bewege mich im Ausland anders als früher. Ich bemühe mich immer, wenigstens ein paar Worte in der Landessprache zu sprechen und sei es nur ,Guten Tag‘ oder Worte wie bitte und danke. Selbst wenn man sich dann mit Händen und Füßen weiter verständigen muss, es ist ein Zeichen für einen respektvolleren Umgang gegenüber den Menschen, die in den Ländern leben, die man besucht“, sagt Sandra Schödl.

Fest verwurzelt die Welt erkunden


Sandra Schödl

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