Wir haben in Magdeburg gerade den Sieg der SCM-Handballer in der EHF Champions League gefeiert. Wie beeinflusst eine solche Nachricht Ihre Arbeit in der IHK?

André Rummel: Der Sieg unserer Handballer in der EHF Champions League ist aus Sicht der Fans, der Sportler und Sponsoren eine tolle Leistung und wurde auf dem Alten Markt emotional gefeiert. Er trägt aber auch dazu bei, den Ruf unserer Stadt international weiter zu schärfen. Diesen Erfolg und die damit verbundenen Leistungen und Werte können wir zum Beispiel sehr gut in das Standortmarketing für Magdeburg und Sachsen-Anhalt einbauen. Sport ist Wirtschaftsfaktor – in diesem Bereich sind wir sehr gut aufgestellt und haben ein internationales Profil. Grundlage des Sieges in der Champions League und auch in der Liga war und ist unter anderem eine starke Teamleistung. Dieser Ansatz gilt auch als ein Erfolgsgeheimnis in der Wirtschaft und beeinflusst so gesehen auch die IHK-Arbeit.

Die zweite gute Nachricht in kürzester Zeit war die Vertragsunterzeichnung von Intel, mit der die Investition in der Ottostadt Magdeburg endgültig besiegelt wurde…

André Rummel: Auch diese Nachricht hat eine enorme Bedeutung für uns, mit der wir global im Fokus stehen. Die Ansiedlung von Intel ist ein so starker und nachhaltiger Impuls, den ich mir für die Region immer gewünscht habe. Wenn man sieht, wie viele Werke und Einheiten die Gigafabrik umfasst, entstehen unzählige hochqualifizierte Arbeitsplätze nicht nur in der Produktion, sondern auch in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen sowie im Management. Das wird auf viele andere Branchen und Sektoren in Magdeburg und im Umland ausstrahlen: auf den Dienstleistungsbereich, die Hochschullandschaft oder die Zulieferindustrie. Und letztlich auch Steuern und Einnahmen für die öffentlichen Haushalte generieren.

Blicken wir auf die Entwicklung der Ottostadt: Kurz nach der Wende hat wohl kaum jemand gedacht, dass Magdeburg einmal so eine enorme wirtschaftliche Bedeutung zukommen wird. Wie beurteilen Sie das?

André Rummel: Mit der Wende gab es einen umfassenden Strukturbruch, der die Gesellschaft und die Wirtschaft stark gefordert hat. Wir haben in vielen Bereichen die Infrastruktur neu aufgebaut, haben unsere Städte und Dörfer entwickelt sowie die Wirtschaft vorangebracht. Es ist gut, dass wir mit unseren bestehenden Unternehmen und auch der Intel-Ansiedlung diesen Weg konsequent weitergehen können. Wir haben gezeigt, dass wir Strukturwandel können. Diese Einstellung wird uns helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Die Landeshauptstadt Magdeburg bietet sehr gute Rahmenbedingungen, als Wirtschafts- und Lebensstandort im regionalen Verbund weiter zu wachsen.

Wird unsere Wirtschaft jetzt internationaler?

Andreas Müller: Die Basis für unseren international gefragten Wirtschaftsstandort haben die heimischen kleinen und mittelständischen Unternehmen in Magdeburg und Umgebung gelegt. Sie sind schon sehr lange international aufgestellt. Ich habe vor 25 Jahren in der IHK angefangen und kann das gut vergleichen. Damals lag die Exportquote in Magdeburg und Umgebung bei nur 7 Prozent. Heute liegt der Wert bei 33. Mit einer solchen Quote stehen wir in der Exportnation Deutschland sehr gut da. Durch Intel wird die Internationalität nun einen weiteren Schub erhalten – wirtschaftlich und gesellschaftlich. Auch das wird der Landeshauptstadt Magdeburg sehr guttun.

Wie schwierig ist es für hiesige Unternehmen, sich auf globalen Märkten zu behaupten?

Andreas Müller: Die Produkte und Dienstleistungen unserer Unternehmen sind international sehr wettbewerbsfähig und werden selbstbewusst in die Welt getragen. Viele Unternehmer müssen auf internationalem Parkett agieren, sonst würde es für sie gar nicht funktionieren. Natürlich ist es nicht immer einfach, sich international zu behaupten – dafür sind wir als IHK Magdeburg für die Unternehmen auch im Ausland vor Ort und unterstützen sie bei ihren internationalen Geschäften. Wir beraten unsere Unternehmen in allen außenwirtschaftlichen Fragen von der ersten Idee bis zum erfolgreichen Export.

IHK-Präsident Klaus Olbricht hat beim Neujahrsempfang eine Rede mit Signalwirkung gehalten und unter anderem vorgeschlagen, in Sachsen-Anhalt Englisch als zweite Amtssprache einzuführen. Wir wurde das aufgenommen?

André Rummel: Die Reaktionen aus der Wirtschaft und Politik waren durchweg positiv. Wir haben damit ein Signal gesetzt. Wenn wir internationaler werden wollen, und das müssen wir im Standortwettbewerb auch, dann gehört die englische Kommunikation dazu. Dafür müssen beispielsweise die Grundlagen im Bildungssystem sehr früh gelegt werden. Aber auch in unseren Behörden müssen die Verwaltungsvorgänge zunehmend in englischer Sprache bearbeitet und ausgeführt werden. Durch die Intel-Ansiedlung ist das Verständnis dafür glücklicherweise deutlich gestiegen.

Wie wird sich Magdeburg noch entwickeln – wo stehen wir in zehn Jahren?

André Rummel: Magdeburg wird noch lebendiger, offener und mit Blick auf die Kampagne „otto ist international“ auch internationaler werden. In bin überzeugt, dass die Stadt und die umliegenden Landkreise weiter auf dem Weg zu einer starken Wirtschaftsregion sind. Dabei spielen die Autobahnen A2 und A14, aber auch die Wasser- und Schienenwege als Lebensadern eine wichtige Rolle – denn Mobilität ist Zukunft.

„Magdeburg steht jetzt international im Fokus“


André Rummel, IHK Magdeburg, Hauptgeschäftsführer
Andreas Müller, IHK Magdeburg, Geschäftsführer International

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