An der Elfenbeinküste hat Amidou Traore erfolgreich Handball und Fußball gespielt, trotzdem zog es ihn 1994 als jungen Mann nach Deutschland. In Aschersleben fasste er nach seinem bewilligten Asylantrag Fuß, lernte seine Ehefrau kennen, gründete eine Familie. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, studierte er in Halle Politikwissenschaften und Fachübersetzungen, begann für den Caritasverband zu arbeiten. Schließlich setzte er noch ein Studium der sozialen Arbeit an der Fachschule Merseburg oben drauf, arbeitet mittlerweile als Diplomsozialarbeiter und Diplompädagoge in Magdeburg. In seiner Arbeit geht er auf: „Ich berate Menschen, die hier einen Asylantrag gestellt haben, unabhängig davon, ob der Antrag bewilligt wird. Es gibt auch einige, die krank sind oder die einfach nicht mehr hier weiterleben wollen. Wir unterstützen diese Menschen auch, damit sie freiwillig und in Würde in ihre Heimatländer zurückkehren können.“ Beispielsweise hilft er alleinstehenden Frauen, einen Kitaplatz zu finden oder einen Termin bei Ämtern zu vereinbaren. Ganz einfach ist das meistens nicht. „Am Anfang habe ich viel mit nach Hause genommen, das hat mich sehr belastet. Mittlerweile kann ich auch abschalten, weil ich weiß, wo die Ressourcen einfach zu Ende sind“, erzählt er. Trotzdem ist er sicher: Menschlichkeit ist die beste Politik.

Magdeburg ist für den 56-Jährigen seit 2009 zur Heimat geworden. „Ich fühle mich zu Hause, auch wenn ein kleines Teil immer fehlen wird. Ich gebe zu, mir fehlt das Wetter der Elfenbeinküste, dort sind zwölf Monate lang Sommer im Jahr“, lacht er. Die Landeshauptstadt an der Elbe genießt er. „Der Dom ist nah, und ohne Gott finde ich nicht meinen Weg. Als Moslem bin ich in einer katholischen Schule aufgewachsen, das hilft mir sicherlich heute auch noch, verschiedene Ansichten zu akzeptieren und in den Dialog zu gehen. Das hat mich geprägt“. Den Menschen in seinem Umfeld begegnet er im Sinne dieser Botschaft. „Ich bin wirklich Gott sehr dankbar. Ich bin auch Magdeburg sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, Menschen zu helfen und sie zu unterstützen.“ Auch über die Liebe möchte er sprechen. „Man sollte nicht die Liebe studieren, man braucht nur verliebt zu sein. Ich bin ein Flüchtling gewesen. Jetzt habe ich die Möglichkeit, die andere Seite zu bedienen, andere Menschen zu unterstützen, ihnen beim Verstehen der Gesetze und Regeln zu helfen“, sagt er mit großer Leidenschaft.

Magdeburg hat sich in Traores Augen sehr zum Positiven entwickelt. „Die Stadt ist modern geworden. Als ich 1994 von Düsseldorf nach Magdeburg gefahren bin mit dem Zug, da gab es am Bahnhof kein City Carré und es sah ganz anders aus als heute. Viele Straßenzüge sind saniert inzwischen. Die Menschen sind mittlerweile offener geworden, vielfältiger, toleranter. Ich wünsche mir aber, dass die Entwicklung nicht einfach aufhört, sondern immer weitergeht“, betont er.

Am Herzen liegt ihm die Begegnung von Menschen: „Ich fände es schön, wenn der Tag der Begegnung im Stadtpark wieder aufleben würde. Es gab Musik, internationale Küche.
Wenn wir wirklich voneinander lernen wollen, brauchen wir Platz. Kinder müssen sich bewegen können, dann kommen auch die anderen Menschen in Begegnung.“ Darum engagiert er sich auch ehrenamtlich, „denn solange ich Kraft habe und mich bewegen kann, ist das meine Aufgabe. Das beste Diplom im Leben ist doch die Erfahrung, die wir gesammelt haben.“ Auf die Ansiedlung von Intel und alles, was damit zusammenhängt, freut sich Traore: „Neue Menschen bringen ihre Erfahrung mit, sie werden auch Teil der Gesellschaft und Wirtschaft sein. Das kann nur gut sein.“

Und schließlich gerät Amidou Traore ins Schwärmen, was sein Magdeburg angeht: „Beruflich habe ich mich hier gut entwickeln können, und hier sind so viele unterschiedliche Akteure, mit denen ich arbeite. Ich habe hier so viele Möglichkeiten, für meine Arbeit und mein Leben. Hätte ich gewusst, wie schön es hier ist, wäre ich eher nach Magdeburg gekommen.“

Von der Elfenbeinküste nach Magdeburg


Amidou Traore

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