Im September 1998 kam sie erstmals nach Magdeburg, erinnert sich Sonja Kwiatkowski: „Da gab es noch kein Allee-Center. Die Wendezeit war noch präsent und Thema vieler Gespräche.“ Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften in Aberdeen kam die junge Frau als Fremdsprachenassistentin für Englisch ein Jahr ans Geschwister Scholl Gymnasium. Sie unterstützte die Lehrer bei Gruppenarbeiten oder beim Korrigieren. Magdeburg kannte sie vorher nicht, „doch es gefiel mir hier. Die Leute waren offen und neugierig.“ Weltoffen war Frau Kwiatkowski damals und ist sie noch heute. Sie hat polnische und holländische Großeltern und wuchs im schottischen Edinburgh auf. Beim Studium hatte sie zwar Sprachkurse, doch fließend und akzentfrei sprach sie noch nicht: „Meine guten Deutschkenntnisse erwarb ich dann erst in Magdeburg“, lacht sie. Nach dem Jahr in Magdeburg ging sie für ein Jahr nach Holland, wo ihre Mutter Wurzeln hat. 2000 kam sie nach Magdeburg zurück. Wobei die Liebe eine Rolle spielte, wie sie einräumt. “Und auch dieser wunderbare Luxus Zentraleuropas, dass man, anders als im abgelegenen Schottland, ins Auto steigen kann und in ein paar Stunden in vielen anderen Ländern ist.“

Seit 23 Jahren ist sie nun beruflich und familiär hier verankert. Seit acht Jahren arbeitet sie im Marketing des Magdeburger Zoos. Fragt man sie, was die Menschen ihrer neuen Heimat auszeichnet, erklärt sie: „Die Magdeburger sind eigentlich brillant. Man braucht etwas Zeit, sie kennenzulernen. Sie sind am Anfang etwas zurückhaltend – doch, wenn sie Dich ins Herz geschlossen haben, dann für immer. Ich habe viele Freunde gefunden und der Freundeskreis wächst weiter.“ Die Stadt habe eine gute Größe: „Magdeburg ist klein genug, dass man sich immer wieder über den Weg läuft.“

Als sie kam, war Magdeburg weniger international. Da war sie gezwungen, schnell Deutsch zu lernen. „Das klappte gut im internationalen Studentenwohnheim, wo kaum Briten waren. Heute hört man an jeder Ecke englische oder spanische Konversation.“ Sonja Kwiatkowski konnte rechtzeitig, bevor der Brexit vollzogen wurde, die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen. Als doppelte Staatsbürgerin schmunzelt sie über die Frage ‚Fühlst Du Dich deutsch?‘ „Ich habe einen deutschen Mann und einen deutschen Sohn, also ja. Unser Sohn wächst zweisprachig auf, englisch und deutsch, das klappt sehr gut. Er übt sich auch am Holländischen, wenn wir mit Verwandten dort unterwegs sind.“

Schotten reisen gern, und da ist Frau Kwiatkowski noch ganz Schottin: „Viele Schulfreunde leben verstreut, von Europa bis Australien. Alle haben Magdeburg schon mehrmals besucht. Als sie Dom, Elbe und Stadtpark sahen, waren sie begeistert von der Lebensqualität hier. Das viele Grün, das trockene, sonnige Wetter sorgt für schönes Leben – das übersehen die Magdeburger oft.“

Beim Blick auf die Zukunft denkt die Marketingfrau: „Magdeburg kann noch internationaler werden. Da sollten schon alle daran glauben und mitziehen.“ Sonja Kwiatkowski bereute nie, geblieben zu sein. Nun lebt sie hier schon mehr als ihr halbes Leben. „Magdeburg ist mein Zuhause, auch wenn ich weiterhin gerne verreise. Ich fühle mich sesshaft, glücklich und zufrieden hier.“ Beim Vergleich ihrer alten und neuen Heimat denkt sie: „Schottland kann von uns hier vielleicht ein wenig mehr Pünktlichkeit und Verlässlichkeit lernen. Da kann man sich bei den Magdeburgern darauf verlassen. Magdeburg hingegen kann von den Schotten vielleicht noch ein wenig Offenheit, den Ausdruck der Freude, den Genuss der schönen Dinge und den Stolz auf die Lebensqualität hier in Magdeburg lernen.“

Aus Aberdeen nach Magdeburg


Sonja Kwiatkowski

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