Das Glück in der Ferne zu suchen, liegt bei Carlos Massimi in der Familie. Der Mann mit dem italienisch klingenden Namen kommt aus Mexiko City. Ist dort geboren und großgeworden. Die familiären Wurzeln reichen jedoch bis nach Korsika, der bergigen Insel im Mittelmeer, wo sich französische und italienische Einflüsse vermischen. Sein Uropa macht sich mit 30 Jahren auf, die Welt zu erkunden. In den USA angekommen, zieht es den Vorfahren schließlich bis nach Mexiko, wo er heiratet und eine Familie gründet.

Carlos Massimi ist 15 Jahre alt, als er zum ersten Mal das Kribbeln des Fernwehs spürt. Der Schüler meldet sich damals für ein Rotary-Austauschprogramm an. Als Wunsch für das Einsatzland nennt er an erster Stelle: Deutschland. Zu dieser Zeit hört er viel von seinem Bruder, der bei einem solchen Aufenthalt in Köln gelandet war, von der Metropole und den vielen Möglichkeiten schwärmt.

Mit diesen Erwartungen kommt der Schüler damals in Magdeburg an. „Ich war am Anfang schon ein bisschen enttäuscht“, sagt Carlos Massimi. Die Stadt ist kleiner als erwartet. Metropole? Fehlanzeige! Kontakte knüpfen? Schwierig. Der Schüler kann kein Deutsch. Englisch hilft ihm weiter, allerdings haben nicht alle Magdeburger Lust, so mit ihm zu kommunizieren. Seine Gastfamilien ebnen ihm den Weg. Er paukt Deutsch. „Dann wurde alles besser“, erinnert er sich. Der mexikanische Gast schließt am Norbertusgymnasium Freundschaften – viele davon bestehen noch heute. „Ich fand es am Anfang vielleicht nicht so schön hier“, sagt Carlos Massimi, „aber dann war ich verliebt“.

Er verliebt sich in die Stadt, mag die Menschen, „mit denen man oft eine Weile braucht, um warm zu werden, die dann jedoch so tiefe Freundschaften schließen“. Er mag, dass Magdeburg „genau richtig groß und genau richtig klein“ für ihn ist. Er geht in Clubs, trifft sich mit Freunden, macht Sport. Und er möchte nicht mehr so recht zurück, als die Austausch-Zeit vorbei ist. Die Zeit in Magdeburg prägt ihn, macht den Schüler selbstständiger, erweitert seinen Horizont. Als er nach der Schule einen Studienort im Ausland sucht, kommt er sehr schnell wieder auf die Stadt an der Elbe. Unterstützung kommt direkt aus der Otto-von-Guericke-Universität und über die ihm noch verbundenen Rotarier. So kehrt der Mexikaner mit den korsischen Wurzeln zurück in seine „zweite Heimat“, wie er die Ottostadt nennt.

„Das Gefühl war sofort wieder da“, erinnert er sich. „Ich musste nicht von vorne anfangen, hatte auch noch viele Kontakte“. Carlos Massimi studiert Umwelt- und Energieprozesstechnik, macht viele Praktika und ein Auslandsemester in Prag. Sein Lebensmittelpunkt ist immer Magdeburg. Nach einem Praktikum bei der „Netze Magdeburg GmbH“ bekommt er das Angebot, zu bleiben – und versteht das im doppelten Sinne. Als Fachkraft bleibt er beim regionalen Stromnetzbetreiber, der für das gesamte Netzgebiet Magdeburg zuständig ist. Und er bleibt privat, als jemand, der sich hier zu Hause fühlt, wie Carlos Massimi sagt. „In Magdeburg kann ich mich verwirklichen“, sagt er auch. Der Uni-Absolvent macht nach dem Bachelor-Abschluss auch seinen Master, möchte sich künftig weiterentwickeln. In seinem Job sieht er, „dass Magdeburg immer noch wächst und wächst und wächst“. Die Stadt verändere auch baulich ihr Gesicht, sagt er. „Und ständig kommen neue Angebote, neue Restaurants, neue Freizeitmöglichkeiten dazu.“ Wenn er zurückblickt auf das Jahr 2011 bemerkt er: „Die Stadt hat sich komplett verändert.“

Auch seine Eltern stellen das oft fest, wenn sie von Mexiko nach Magdeburg kommen, um ihn zu besuchen. Was dann immer auf dem Plan steht: ein Besuch im Stadion. Carlos Massimi lebt Blau-Weiß, liebt den FCM – und seine Eltern nun auch. Sie wissen, dass ihr Sohn sich in Magdeburg wohlfühlt, komplett integriert ist. Der möchte der Stadt nun auch etwas zurückgeben, wie er meint, engagiert sich vielfältig – bei den jungen Rotariern, als Ansprechpartner für amerikanische Studenten und in einem Altenheim für Hunde.

Für die Zukunft stellt er sich so einiges vor. In Magdeburg bleiben, „mindestens eine lange Zeit“, um zu sehen, wie die Stadt immer noch weiter internationaler und interessanter wird. Vielleicht läuft ihm dann auch noch „eine Magdeburger Prinzessin“ über den Weg. Er hätte nichts dagegen und könnte dann wieder doppelt verliebt sein.

Vom Glück in der Ferne: Ein Mexikaner ist verliebt in Magdeburg


Carlos Massimi

Logo YoutubeSehen Sie einen kurzen Infofilm auf unserem Youtube-Kanal.
Start  | Kontakt | Impressum