Peter OttoDer Breite Weg in Magdeburg war immer eine der wichtigsten Verkehrsstraßen Magdeburgs. Er spiegelt wie kaum eine andere Straße die Geschichte und Entwicklung der Stadt. Durch große Zerstörung im Krieg und die teilweise stiefmütterliche Behandlung in der DDR machte die Straße einen eher traurigen Eindruck. Viele Gebäude waren unmodern, grau und öde. Inzwischen ist hier im Herzen der Stadt viel passiert. Zwischen Universitätsplatz und Hasselbachplatz ist Leben eingekehrt. Das Hundertwasserhaus und die Nord LB machen dem Breiten Weg zeitgemäß und freundlich. Noch immer ist hier Bewegung, noch immer tut sich einiges. So auch im Breiten Weg 202. Ein traditionsreiches Gebäude. Seit 2013 ist der moderne Wohn- und Gewerbekomplex fertig. Er hat ein ziemlich einzigartiges Merkmal: den  fantastischen Blick. „Die Aussicht war es auch, die mich 2011, als ich mir das Haus angesehen habe, sofort gefesselt hat. Ich bin auf den Dachboden geklettert und schaute aus einer kleinen Dachluke und sah dieses großartige Panorama aus Dom, Hundertwasserhaus, Nord LB und Kloster Unser Lieben Frauen“, schwärmt der Architekt Peter Otto. Sein Büro hatte damals die Aufgabe, aus dem Gebäude „ohne Vorzüge“ etwas Besonderes zu machen. „Ich kannte das Objekt noch aus meiner Kindheit“, sagt der Magdeburger, „im Krieg war es beschädigt worden, im Erdgeschoß war ein Eisladen. Am Ende stand dort nur noch die Straßenfassade. Irgendwann kippte auch die um. Auf den alten Gewölben des ehemaligen Domherrenkellers wurde 1983 ein neues Haus gebaut.“ Was damals neu war, wirkte 2011 bereits sehr in die Jahre gekommen. Nur noch eine der acht Wohnungen war belegt, der Straßenlärm minderte das Wohlfühlgefühl für die Bewohner. Im Erdgeschoss war eine Gaststätte. Keine guten Voraussetzungen. Doch Ideen waren schnell gefunden. „Ich finde ein Haus sollte eine Geschichte erzählen. Und der Breite Weg 202 steckt voll davon. Außerdem wollte ich den tollen Blick in den Fokus rücken“, sagt Otto. Also wurden einige Pfeiler herausgenommen und riesige Panoramafenster eingebaut für ein großzügiges Raumgefühl. „Die Herausforderung war, dass das Gebäude komplett umgebaut werden musste und zwar im laufenden Gaststättenbetrieb und in den sehr beengten Verhältnissens der Innenstadt“, erinnert sich der Architekt zurück. War in dem halb unterkellerten Gemäuer früher eine Brauerei, fährt nun ein moderner Aufzug in die oberen Etagen. Auch das kein leichtes Unterfangen: „Unter dem Fußboden gingen die Datenkabel der Stadt lang, mit denen die Lichtanlagen gesteuert werden“, erzählt er. Im März 2013 hatten die Arbeiten begonnen, im Dezember waren sie bereits abgeschlossen. Heute sind alle Etagen voll vermietet, überwiegend gewerblich. „Das Zauberwort bei jedem Projekt heißt Angemessenheit“, betont Otto, „das Sicheinfügen neuer Gebäude oder sanierter Häuser in das vorhandene Stadtbild halte ich für ein wichtiges Kriterium in der Architektur.“ Ein Schlagwort, das nicht nur auf den Breiten Weg 202 zutrifft, sondern auf die gesamte Stadt. „In Magdeburg ist viel Neues entstanden und der Geschichte der Stadt angemessen umgesetzt worden. Das ist das Schöne an Magdeburg.“

Bild: Peter Otto
Fotos: Otto Architekten/ Stadtmarketing Magdeburg

Breiter Weg 202