Ein bisschen ist "Turandot" schuld daran, dass Sven Nahrstedts Herz der Theaterbühne gehört. Der Magdeburger sieht die berühmte Oper von Giacomo Puccini 2002 als Sommer-Open-Air der damaligen Freien Kammerspiele. Er sieht die Inszenierung, die Schauspieler, stellt jedoch zugleich auch die Brücke zwischen der Kunst und dem Bühnenbild her.

Der damalige Student des Industriedesigns an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal ist begeistert davon, "welche Gefühle man allein mit Bildern und der richtigen Kulisse erzeugen kann". Der angehende Industriedesigner, der auch fünf Semester Architektur zu seinen Erfahrungen zählt, weiß nun ganz genau, wo er hingehört und bewirbt sich hier um ein Praktikum. Er erinnert sich: "Ich hatte mir vorher schon einige Designbüros angeschaut, fand es aber nicht wirklich passend, beim Theater hatte ich plötzlich eine Verbindung zu dem erkannt, was ich studiere." Es dauert nicht lange und der kreative Magdeburger erhält nach dem Praktikum das Angebot für eine Festanstellung. Er nimmt es an und sagt heute: "Ich wusste einfach, dass es richtig so ist." Sven Nahrstedt arbeitet an der Schauspielbühne und bringt sein Studium zu Ende, er atmet ganz tief Theaterluft. Aus einem Vierteljahr Praktikum werden so viele berufliche Jahre vor und hinter der Bühne.

Als freischaffender Bühnen- und Kostümbildner erhält Sven Nahrstedt auch Aufträge vom Puppentheater, ist erstmalig beim Open-Air-Spektakel "La Notte" im Rahmen des internationalen Figurentheaterfestival Blickwechsel  für das Haus an der Warschauer Straße im Einsatz, danach folgen die "KinderKulturTage". Er wird Ateliermitarbeiter, Bühnenbildner und später Ausstattungsleiter. "Das hat sich alles einfach folgerichtig ergeben", sagt Nahrstedt. Das kreative Entfalten liege ihm, meint der Familienmensch, der leise, in den Zwischenzeilen nur, von Heimat, Wurzeln und familiären Bindungen spricht. Wortgewandt beschreibt der Ausstattungsleiter eher, was ihm Kreativität bedeutet. "Man kann überall kreativ arbeiten, wenn man wirklich weiß, was einem die Kreativität bedeutet und was man bereit ist, dafür zu geben." Er selbst gibt ziemlich viel dafür. In seinem Kopf tanzen die Ideen. "Ideen und Spinnereien gehören dazu, wenn man in einer solchen Branche arbeitet", meint er. "In den vergangenen  Jahren habe ich viel gelernt, zum Beispiel dass man Kollegen braucht, die genauso verrückt sind und das mittragen." Die hat der Kreative im Puppentheater gefunden – Menschen, die wie er nicht auf die Uhr gucken, wenn es darum geht, eine Idee zu Ende zu denken, die aus dem kleinen Spartenhaus ein starke internationale Wirkungskraft heraus strahlen lassen.

Sven Nahrstedt sagt: "Es ist etwas ganz Besonderes hier zu arbeiten." Das läge daran, dass die Bühnen für Puppen ohnehin anders sind. Aber es liegt auch daran, meint er, dass er hier als Ausstattungsleiter auch pinselt, schraubt, Bühnen umbaut, "ganz dicht dran ist an den Wirkungskreisen". "Es ist schön, mit in diesem Boot zu sitzen und zu rudern, zu schauen, was wir noch alles bewegen können", sagt er. Viel freie Zeit für ein Hobby bleibt ihm dabei nicht. "Hobby, Arbeit, Leben, das verbindet sich alles hier", ist seine Antwort auf die Frage nach der freien Zeit. Auch, wenn er privat nicht mehr ständig in Magdeburg weilt, sein Herz hängt an der Heimatstadt. "Hier ist viel Gutes passiert", sagt Sven Nahrstedt. Besonders die Elbe hat es ihm angetan: "Wir müssten noch mehr unseren Fluss ins Leben einbeziehen", sagt er. Auch Stadt und Kunst lassen sich für ihn nicht trennen. Sven Nahrstedt erinnert sich an Inszenierungen und Kunstfestivals an Orten, die auf den ersten Blick keine Bühne geboten hatten und dann "so überraschend schöne Kulissen waren". Er sagt: "Ich finde es großartig, wenn das Puppentheater, oder auch das Schauspielhaus oder auch der Kulturankerverein, oder das den Menschen vergessene Orte der Stadt wieder ins Bewusstsein rücken."

Magdeburg gehört zu seinem Leben, genau wie das Leben zu seiner Arbeit gehört. "Letztlich spiegeln sich meine Stationen und Eindrücke immer im Bühnen- und Kostümbildern wider", so Sven Nahrstedt.

Sven Nahrstedt
Gründer


Kultur- und Kreativwirtschaft