Was zeichnet eine moderne Bibliothek des 21. Jahrhunderts aus? Und wie kann der Weg gestaltet werden, damit die Magdeburger Universitätsbibliothek zu solch einem zeitgemäßen Ort wird? Dies sind die zwei zentralen Fragen, die sich Linda Thomas stellt, um in der Bibliotheks-Transformation dabei zu sein. Dafür hat sie viele Ideen, die Uni-Bibliothek entsprechend zu verändern.
Ihr Fokus liegt stark darauf, nicht auf der klassischen Form einer Bibliothek zu verharren. Wer an Bibliotheken denkt, denkt naturgegeben an Bücher. Gedruckte Bücher. Wenn sich Linda Thomas die Nutzungsstatistiken anschaut, fällt auf, wie wenig gedruckte Bücher an Studierende und Mitarbeitende ausgeliehen werden: nur etwa ein Zehntel. Elektronische Bücher, also eBooks, werden deutlich häufiger genutzt. Sie haben dabei den Vorteil, dass sie 24/7 verfügbar sind und keine Ausleihfristen haben. Die Transformation muss also sein, den Weg der Digitalisierung mitzugehen und trotzdem den Ort der Bibliothek nicht an das Home-Office zu verlieren. Als Leitende Bibliotheksdirektorin in Magdeburg setzt sich Linda Thomas gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen dafür ein, anstatt Regale voll ungelesener Bücher mehr Aufenthalts- und Lernmöglichkeiten zu schaffen, um ihre Bibliothek weiter attraktiv für Studierende und Mitarbeitende zu erhalten.
Seit drei Jahren lebt sie in Magdeburg. Zuvor arbeitete Linda Thomas in der Universitätsbibliothek Potsdam als Leiterin der Erwerbungsabteilung. Während ihrer Zeit dort merkte sie, dass sie eigene Vorstellungen darüber hatte, wie eine Bibliothek funktionieren kann und auch sollte. Den Handlungsspielraum, ihre Ideen jetzt umzusetzen, bietet ihr die Stelle als leitende Direktorin. Auch Magdeburg als neuer Wohnort gefällt ihr gut. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Magdeburg eine sehr lebenswerte Stadt ist!“, berichtet sie. Die Stelle in Magdeburg kam für sie wie gerufen, auch wenn ihr Berufsstart mitten in die Corona-Pandemie fiel. „Ich habe mit einer geschlossenen Bibliothek angefangen“, erinnert sie sich. „Wir haben die Zeit genutzt, um zu schauen, was kann ohne Probleme abgebaut und verändert werden? Was können wir genau in dieser Situation tun?“
Und so begann die Transformation der Universitätsbibliothek Magdeburg unter der Leitung von Linda Thomas. Wichtig war allen Beteiligten immer, dass die Bibliothek mehr ist als nur ein Ausstellungsort für viele Bücher: ein Lernraum, ein Aufenthaltsraum, ein Kommunikationsraum, ein Ort mit vielen Potenzialen. Die Frage, ob das Bücherregal in Konkurrenz zu Sitzmöglichkeiten für Studierende steht, beantwortet sie klar mit nein, denn sie gibt den Studierenden Vorrang. Für Linda Thomas ist es wichtig, dass man sich wohlfühlt und gerne herkommt. Auch wenn die Bibliothek kein Ort ist, an dem lautstark diskutiert wird, soll es nicht verboten sein, zusammen zu lernen und sich auszutauschen. Dafür entstehen neue Gruppenarbeitsräume und alternative Sitzmöglichkeiten. Schon seit über einem Jahr werden innerhalb der Bibliothek Umbauten durchgeführt, gleichzeitig bleibt sie weiterhin für alle geöffnet und alle sehen die Veränderung.
Während durch die Umbauarbeiten erkennbare Schritte Richtung Transformation passieren, steht noch einiges an Arbeit im Bereich der eBooks an. „Unser Fokus sind die elektronischen Ressourcen“, macht sie klar. „Man hat vergessen, dass der elektronische Bestand genauso behandelt werden sollte wie der gedruckte.“ Als Bespiel, um dies zu erklären, nennt sie die eBook-Pakete, die sie kaufen könne. Genauso wie einen physischen Karton mit gedruckten Büchern müssen auch die eBooks richtig im System der Bibliothek nachgewiesen werden. Früher dachte man lange, dass es reiche, die eBooks einfach nur einzukaufen und freizuschalten. Somit ist die Aufgabe von Linda Thomas auch, diese Prozesse mit ihrem Team gemeinsam zu optimieren. „Das ist ebenso ein Teil der Transformation“, findet die Direktorin. „Sich zurückzubesinnen auf die originären Aufgaben einer Bibliothek, und die letztendlich umzusetzen für den elektronischen Bestand.“ Und so wird mit jedem Tag die Bibliothek der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mehr eine moderne Bibliothek des 21. Jahrhunderts.
Foto: (c) Stadtmarketing Magdeburg