Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal bauen am Rechner ein Go-Kart-Modell, um alternative Antriebe zu testen. Die Pandemie brachte das Projekt voran.

Auf dem Prüfstand an der Hochschule Magdeburg-Stendal steht ein Kart mit einem Verbrennungsmotor. Das Fahrzeug existiert als Simulationsmodell, mit dem man zwar nicht fahren, aber alles in der virtuellen Realität abrufen kann. So sind unterschiedliche Faktoren und Bedingungen für simulierte Testfahrten in den Prüfstand hineinprogrammiert worden – ein Fahrsimulator wie man ihn kennt, aber mit sehr viel mehr Funktionen und Messtechnik. Die Studierenden können das Verhalten unterschiedlicher Antriebe bezogen auf die Strecke beobachten, analysieren und auswerten. So können die angehenden Ingenieure aus den Instituten für Elektrotechnik, Maschinenbau und Industriedesign ihr gemeinsam geschaffenes Produkt „auf Herz und Nieren“ prüfen.

Ein Go-Kart mit unterschiedlichen Antrieben und Designvarianten auszustatten, lautete die Aufgabe für die Studierenden aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Industriedesign. Das interdisziplinäre Projekt ist eine Initiative der Hochschulprofessoren Konrad Steindorff (Maschinenbau), Marcel Benecke (Elektrotechnik) und Thies Krüger (Industriedesign). Sie haben sich bereits vor der Pandemie im Jahr 2019 auf das Ziel fokussiert, Forschungs- und Lehrgebiete interdisziplinär zu bearbeiten. Studierende verschiedener Fachrichtungen tauschen sich im Rahmen des Projektes aus – eine gute Vorbereitung für das spätere Berufsfeld, wo ebenso alle Disziplinen ineinandergreifen.

Die Aufgabe für den Bau des Go-Karts und seines Simulationsmodells umfasst die Planung, Entwicklung, Auslegung, Berechnung und die Festlegung der benötigten Komponenten, die die Studierenden selber beschaffen und zusammenbauen mussten. Dabei ist der Anspruch an das Design diffizil, da ein Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor anderen Anforderungen genügen muss, als ein elektrisch oder mit Wasserstoff betriebener Motor. Design ist nicht nur für die schöne Form zuständig, sondern muss auch funktionieren.

Die Hochschulprofessoren bringen den Studierenden ihre Lehre in industrienahen Prozessen bei. Dazu gehört auch, dass man Modelle am Rechner erstellt, Berechnungen durchführt und Simulationsmodelle analysiert. Die digitale Herangehensweise war demnach nicht nur an die Corona-Pandemie gebunden. Die Idee bestand schon vorher.

Dennoch: Wie konnte man das Projekt unter Pandemie-Bedingungen voranbringen? Die drei Professoren nutzten die Zeit, um in ihrer Lehre noch digitaler zu werden. Sie haben den Rahmen, also die Konstruktionsbauteile, digital nachgebaut. Auf dieser Basis konnten die Studierenden mit neuen Komponenten weiterarbeiten, diese modellieren und gestalten. Die Daten wurden in einen entsprechenden Code umgewandelt, um die Teile dann später an der Maschine auszufräsen. Der Workflow gestaltete sich bis zum Modellbau flüssig.

Die Studierenden waren nur zeitweise, wenn es pandemiebedingt möglich war, in kleinen Gruppen vor Ort an der Hochschule. Der gesamte Datenaustausch zwischen den verschiedenen Gruppen lief über digitale Kommunikationsplattformen oder in Hybridgruppen, das bedeutet: einige Studierende und Professoren waren vor Ort, andere zu Hause in Zoom-Meetings. „Durch die Digitalisierung wurden die Arbeitsabläufe verschlankt. Handzeichnungen gab es kaum noch. Der Prozess war dynamischer. Abläufe wurden durch die Nutzung digitaler Plattformen optimiert“, beurteilen die Professoren Steindorff, Benecke und Krüger unisono den Prozess. Auch weiterhin soll versucht werden, alle Mittel und Chancen, die die Digitalisierung bietet, voll auszunutzen. Der Schub auf dem Gebiet der Digitalisierung in Folge der Pandemie soll beibehalten werden.

Ihr Fazit: „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dieses interdisziplinäre digitale Projekt anzustoßen. Wir haben jetzt einen guten Anfang gemacht. Die Resonanz der Studierenden zeigt eine große Zufriedenheit, und sie haben einen umfassenden Einblick in viele Bereiche bekommen.“

Wenn sie einen Wunsch freihätten, würden sich die drei Wissenschaftler eine große Laborhalle wünschen. Darüber hinaus hoffen sie, dass sich mehr junge Leute für ein Studium in den Bereichen Elektrotechnik und/oder Maschinenbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal entscheiden. Vielleicht lockt dann ja irgendwann eine echte Go-Kart-Fahrt auf dem selbst entwickelten Modell?

Rasen für die Wissenschaft


Prof. Marcel Benecke, Prof. Thies Krüger und Prof. Konrad Steindorff

Logo YoutubeSehen Sie einen kurzen Infofilm auf unserem Youtube-Kanal.
Start  | Kontakt | Impressum